Allgemeines über die Gruppe
der Grabwespen
Der erste Teil "Wissenswertes über
Wespen" beschäftigte sich ja fast ausschließlich mit den
Wespenarten, die die meisten Menschen sofort als Wespe
erkennen. Der zweite Teil (und besonders die weiteren)
behandelt die Arten, die, je nach Gattungszugehörigkeit,
noch häufig oder schon nicht mehr als solche erkannt
werden. Diese anderen Wespenfamilien werden meist auch
gar nicht beachtet und sind vielen sogar völlig
unbekannt. Dies möchte ich versuchen, zu ändern, und
Ihnen diese Familien vorstellen und etwas näher bringen.
Vielleicht schenken Sie ihnen bei ihrem nächsten
Spaziergang dann etwas mehr Aufmerksamkeit. Viele sind
eifrige Blütenbesucher da sie sich nur von Pollen und
Nektar ernähren (im Gegensatz zu ihren Larven, die
ausschließlich "tierische Kost" in Form von Insekten
für ihre Entwicklung benötigen) und im Sommer besonders oft auf
Doldenblüten zu finden, da der diesen Pflanzen nicht zu
tief in der Blüte verborgen und für die kurze
"Zunge" der Wespen leicht erreichbar ist.. Hinzu kommt, dass viele Arten
eine geradezu spannende Lebensweise haben. Jetzt aber zu
den Grabwespen, von denen viele Arten noch den
"klassischen" Wespen ähneln, denen dieser zweite Teil gewidmet ist.
*
Die große Familie der Grabwespen
- etwa 260 mitteleuropäische Arten in vielen
verschiedenen Gattungen - ist
geprägt von einer außerordentlichen Formenvielfalt. Das
macht es nicht immer leicht, gefundene Wespen sofort
dieser Familie zuzuordnen. Nur von den Faltenwespen sind
sie ganz leicht durch die nicht in Ruhe gefalteten
Flügel zu unterscheiden. Es gibt sehr kleine Grabwespen
von vielleicht 4mm Körperlänge, dagegen sind andere mit
zweieinhalb Zentimetern wahre Riesen. Auch in der
Körpergestalt ist die Bandbreite groß. Sie reicht von
superschlank mit stielartig verlängertem Hinterleib,
über schmal zu untersetzt und kompakt - und einige
ähneln sehr der "klassischen Wespe". Letztere haben auch
oft die typische schwarzgelbe Zeichnung. Zudem ist auch
das Färbungsspektrum vielfältig. Es gibt ganz schwarze,
die schon erwähnten schwarz-gelben, schwarz-rote und bei
manchen Arten mischt sich auch noch etwas grau dazu. Man
könnte bei der deutschen Familienbezeichnung
"Grabwespen" nun der Meinung sein, dass sie alle ihre
Nester in Wänden oder den Boden graben, doch nein, es
gibt auch einige Arten, die in morschem Holz oder
markhaltigen Pflanzenstängeln nisten. Allen gemein ist
aber die solitäre Lebensweise und, dass sie, wie die
Faltenwespen, für ihre Brut Insekten (wobei jede Art
aber auf ganz bestimmte Insekten spezialisiert ist)
jagen und sich selbst überwiegend von Nektar ernähren.
Sie sehen, es ist wirklich nicht einfach. Darum
beschränke ich mich hier auch weitestgehend auf Arten,
die ich selbst schon gefunden und beobachtet habe.
*
Hier nun eine kleine Auswahl meist häufiger
vorkommender Grabwespen (meine Funde):
Philanthus triangulum, der Bienenwolf, ist
sicherlich durch seine Gestalt und Färbung von jedermann
zumindest als "Wespe" zu erkennen - auch die Größe von
bis zu 17mm passt. Ihm begegnet man etwa von Juni bis
September am ehesten in offenen, sandigen oder lehmigen
Gebieten wie Sand- und Kiesgruben, Ödland, Hohlwegen und
an sonnigen Steilhängen oder Abbruchkanten. Er macht der
Bezeichnung Grabwespe alle Ehre. Seine Nistgänge reichen
manchmal bis zu einem Meter tief. Diese gräbt er
bevorzugt waagerecht in Steilwände, weicht aber beim
Fehlen solcher auch auf ebene Erde aus, dort verläuft
der Gang meist schräg nach unten. Am Ende des Ganges
zweigen dann die eigentlichen Brutzellen ab, meist sind
es fünf bis zehn.
Auch seinem deutschen Namen "Bienenwolf" wird er
gerecht. Er jagt für seine Brut ausschließlich Bienen,
genauer: Honigbienen. Dazu lauert er entweder auf Blüten
oder Blättern auf vorbei fliegende Bienen oder sucht sie
aktiv auf Patrouillenflügen. Meist greift er an, wenn
die Biene auf einer Blüte landet. Dann geht es aber
blitzschnell. Der Überfall geschieht so plötzlich, dass
die Biene in Sekunden überwältigt und mit einem Stich
gelähmt ist. Die Gegenwehr der Biene verpufft am
glatten, harten Panzer des Bienenwolfs, ihr Stachel
rutscht daran einfach ab und findet kein durchkommen.
Eine Eigentümlichkeit dieser Grabwespe besteht darin,
dass sie die überwältigte Biene nun den Hinterleib der
Biene zusammenpresst und somit aus deren Honigmagen den
darin befindlichen Nektar quetscht, der dann aus dem
Rüssel heraus quillt. Den saugt der Bienenwolf dann
begierig auf.
Schließlich dreht er
die Biene auf den Rücken, packt sie mit den Beinen
und fliegt mit ihr zu seinem Nest, in das er, kaum
angekommen, trotz der schweren Last rasch
hineinschlüpft. Das Bienenwolfweibchen weiß, welches Geschlecht ihre (aus
unbefruchteten Eiern schlüpfen männliche, aus
befruchteten weibliche) Nachkommen haben werden. Und so
belegt sie die jeweiligen Brutzellen mit entweder zwei
bis drei Bienen für die heranreifenden Männchen und mit
drei bis sechs für die Weibchen. Meistens überwintern
die Larven und verpuppen sich im folgenden Frühjahr,
doch in sehr warmen Sommern verpuppen sie sich bald nach
der Reife und bilden somit eine zweite Generation.
Auch, wenn der Bienenwolf in manchen Jahren (besonders
warm und trocken) und großem Nahrungsangebot (ein Imker
mit Bienenstöcken in der Nähe) in sehr großer
Individuendichte auftritt, wird er nur sehr selten den
Honigertrag eines Imkers schmälern.
*
Eine weitere, Bienen jagende Grabwespenart ist
Cerceris rybiensis,
die den passenden deutschen Namen "Bienenjagende
Knotenwespe" trägt. Sie ist aber deutlich kleiner
als der Bienenwolf und erreicht höchstens 12mm
(Weibchen) Körperlänge. Anders als die
vorangegangene Art, macht Cerceris rybiensis
ausschließlich jagt auf Wildbienen (meist Furchen- oder
Sandbienen). Sie besiedelt vorzugsweise offene, sandige
Flächen, seltener auch festere Böden. In solchen
Sandgebieten trifft man sie meist regelmäßig etwa von
Juni bis September an und kann ihr mit etwas Glück sogar
beim Nestbau zuschauen. Sie gräbt etwa fünfzehn
Zentimeter senkrecht hinab reichende Gänge an deren Ende
sich dann die Brutzellen befinden. Um den Nesteingang
baut sich während der Grabtätigkeit ein stetig
wachsender Wall aus Auswurfmaterial auf. Da diese
Knotenwespe oft auch gesellig in Kolonien in geeigneten
Flächen nistet, wirken diese häufig wie ein
Miniaturbombenkraterfeld.
*
Eine meiner liebsten Grabwespen ist
Gorytes laticinctus, die meines Wissens nach
keinen deutschen Namen besitzt. Sie ist deshalb eine
meiner liebsten, weil ich ihr alljährlich ganz bequem zu
Hause auf der Fensterbank beim Nestbau zuschauen kann.
Jahr für Jahr kommen sie, um im Sand meiner Kakteentöpfe
zu nisten. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell
sie ein Nest nach dem anderen fertig stellen. Es fängt
damit an, dass die Grabwespe mit ihrer Beute, einer
Zikade (darauf ist sie spezialisiert) zuerst einige
Töpfe umkreist und inspiziert bis auf einen für sie
geeigneten landet. Dann legt sie die durch einen Stich
gelähmte Zikade ab, sucht nach der günstigsten Stelle
den Sand ab und gräbt dann sehr schnell ein etwa vier
bis fünf Zentimeter tiefes Loch - dabei fliegt der Sand
geradezu aus dem Loch. Schließlich packt sie ihre Beute
und zerrt sie ins Nest. Während sie dann in der Umgebung
nach weiteren Zikaden sucht, bleibt der Nesteingang
offen. Wenn ich immer richtig gezählt habe, kommen in
ein Nest drei bis fünf Zikaden. Sind die eingetragen,
wird der Nesteingang wieder sorgfältig mit Sand
verschlossen und nichts erinnert mehr an sein
Vorhandensein. Kakteentöpfe sind natürlich nicht der
eigentliche Lebensraum dieser recht kleinen Grabwespe,
sie kommt meist in sandigen Biotopen vor. Doch als
Opportunist nimmt sie auch kleinste vom Menschen
geschaffene Biotope in Besitz, zum Beispiel nicht oder
selten genutzte Sandkästen und -haufen. Flugzeit ist je
nach Witterung etwa von Mai bis Juli.
*
Andere Arten haben sich auf die Jagd auf Fliegen
spezialisiert. Wobei natürlich nicht Fliegen allgemein
erbeutet werden, sondern sich die verschiedenen
Fliegenjäger wiederum auf meist einzelne
Fliegengattungen oder gar Fliegenarten spezialisiert
haben.
Da mir über die genaue Lebensweise dieser Fliegenjäger
oft nicht genügend Informationen vorliegen, fallen die
Vorstellungen etwas knapper aus.
Häufiger als andere Gattungen findet man unter diesen
Jägern meist Arten aus der Gattung Ectemnius. Sie gehören zu
den Grabwespen die keine Erdnester graben, sondern
Gänge in morsches Holz nagen oder markhaltige
Pflanzenstängel aushöhlen und dann beziehen. Darum
trifft man Arten dieser Gattung auch fast in jedem
Lebensraum an - besonders in der Nähe von Auen, sowie
Feldgehölzen und Waldränder mit Brombeerbewuchs. Ich
konnte allein auf der Wiese am Main zwischen Okriftel
und F-Sindlingen drei Ectemnius-Arten finden. Doch da
sich die Arten dieser Gattung nur sehr schwer am
Foto oder auch in freier Natur bestimmen lassen,
sind die Bestimmungen
Ectemnius continuus
(relativ sicher) und
Ectemnius cf. lituratus ein klein wenig
unter Vorbehalt zu sehen. Sie erbeuten meist Fliegen in
Stuben-
fliegenformat aus unterschiedlichen Familien. Sie nutzen zum Nestbau beide genannten
Möglichkeiten - also morsches Holz und Pflanzenstängel.
Darin erstellen sie Liniennester, das bedeutet, die
einzelnen Zellen liegen hintereinander, oder, wenn
genügend Platz vorhanden ist auch verzweigte Nester. Bei
E. continuus
sind das meist zehn Zellen und in jede trägt sie sechs
bis acht gelähmte Fliegen ein.
*
Die Gattung Oxybelus stellt ebenfalls Fliegenjäger dar.
Zu deutsch heißen sie "Fliegenspießwespen". Der Name
rührt daher, dass diese Grabwespen ihren Stachel nach
dem lähmenden Stich nicht wieder aus der Beute (in dem
Falle Fliegen) herausziehen, sondern die Fliege daran
aufgespießt zum Nest transportieren. Die verschiedenen
Oxybelus- Arten nisten alle in selbst gegrabenen
Erdnestern - wobei es eigentlich Sandnester heißen
müsste, da die Nester fast ausschließlich in Sandböden
angelegt werden. Einige Arten sind deshalb in ihrem
Vorkommen auf ausgesprochene Sandgebiete beschränkt,
während andere nicht ganz so wählerisch und auch schon
mal im Siedlungsbereich anzutreffen sind. Die beiden von
mir bisher gefundenen Arten gehören da eher zu den
wählerischen. Ich fand sie im Sandgebiet nahe der
Starbahn-West am Frankfurter Flughafen, dass sie
gemeinsam besiedeln. Zum einen ist das
Oxybelus argentatus, die Große
Fliegenspießwespe, wobei "groß" da eher relativ ist,
denn mit ihren maximal zehn Millimetern ist sie nur
innerhalb der Gattung groß. Noch größer aber ist ihre
Beute: Stilettfliegen. Das wird auf dem Foto links ganz
gut deutlich. Ich hatte 2008 die Gelegenheit, eine
erfolgreiche Jagd zu beobachten. Die Wespe ergriff sich
eine vorbei fliegende Stilettfliege, stürzte mit ihr zu
Boden und stach sofort zu. Ich war überrascht, wie
schnell das Gift diese große Beute lähmte. Dann hob sie,
mit der Fliege am Stachel, mühsam vom Boden ab und
erreichte kaum zwanzig Zentimeter Flughöhe. Auf dem Weg
zum Nest musste sie einige Male zwischenlanden (wobei
das manchmal eher an Abstürzen erinnerte). Am Nest
angekommen, gräbt sie den zuvor zugescharrten Eingang
wieder frei und ist Sekunden später darin verschwunden -
mit der Fliege natürlich.
Die andere von mir gefundene Art ist
Oxybelus bipunctatus, die scheinbar keinen
deutschen Namen besitzt. Sie ist etwa nur halb so groß
wie die zuvor beschriebene Art und macht von daher auch
auf etwas kleinere Fliegen Jagd. Scheinbar ist sie dabei
auch nicht auf bestimmte Fliegengattungen spezialisiert
und überwältigt Beute bis
Goldfliegengröße. Ihr Verhalten gleicht ansonsten
dem von O. argentatus.
*
Ebenfalls ein unermüdlicher Fliegenjäger ist die
Kotwespe
Mellinus arvensis. Sie nistet ebenfalls in
selbst gegrabenen Nestern in Sandböden. Da diese
Nistflächen nicht sehr groß sein müssen,
um ihren
Ansprüchen zu genügen, ist sie auch manchmal im
Siedlungsbereich anzutreffen. Als Beute für den
Nachwuchs dienen wohl überwiegend Fliegen aus den
Familien der Schmeißfliegen und Echten Fliegen. Meist
findet sie die auf weißen Doldenblütlern oder, noch
häufiger, an Kot (daher ihr Name). Manchmal kann man bei
Kotwespen ein ähnliches Verhalten wie beim Bienenwolf
beobachten. Sie presst manche überwältigten Fliegen
zusammen (anders als der Bienenwolf, der dazu seinen
Hinterleib benutzt, knetet die Kotwespe ihre Opfer mit
ihren Kieferzangen regelrecht durch) und quetscht so ein
oder zwei Tropfen Flüssigkeit aus deren Rüssel. Das ist
natürlich nicht wie bei den Bienen Nektar, sondern eine
mir in ihrer Zusammensetzung unbekannte Substanz.
*
Eine Beute ganz anderen Kalibers, nämlich wehrhafte
Beute, jagt die kleine und recht seltene
Grabwespe
Miscophus bicolor, die ebenfalls nur in
ausgesprochenen Sandgebieten vorkommt. Für ihre
Nachkommen müssen es Spinnen sein. Leider konnte ich bis
heute nicht in Erfahrung bringen, welche Spinnenarten
sie fängt. Da eine Schwesterart (M. spurius)
Kugelspinnen als bevorzugte Beute überwältigt, könnte
dies auch auf die von mir gezeigte Art zutreffen
(Nachtrag 09. Mai 2009: ich
fand eine Quelle, in der auch Weberknechte genannt
werden. Ob dies richtig ist und ob vielleicht
Weberknechte die einzige Beute sind, kann ich nicht
sagen).
Insgesamt gibt es über diese Grabwespe kaum
Informationen zu finden. Vielleicht gelingen mir
irgendwann einmal eigene, aussagekräftige
Beobachtungen.
*
Viel leichter haben es da die
kleinen Silbermundwespen der Gattung Lestica - wie
Lestica clypeata.
Sie verproviantieren ihren Nachwuchs mit
Kleinschmetterlingen. Auch zu diesen Arten habe ich
nur mangelhafte Informationen.
Lestica clypeata
nistet wohl anders als die anderen Lestica-Arten
nicht im Boden, sondern in kleinen Hohlräumen in Holz
(z.B. Käferfraßgänge).
*
Zum Schluss nun noch drei
Langstiel-Grabwespen, diese gehören
ebenfalls zu den Grabwespen. Sie unterscheiden sich von
den vorangegangenen Arten im Körperbau sehr deutlich und
ähneln eher den Schlupfwespen. Sie sind fast ausnahmslos
schwarz gefärbt, besitzen einen gestielten, mehr oder
weniger roten Hinterleib und einige haben einen silbrig
glänzenden Thorax. Ihr Vorkommen beschränkt sich meist
auf offene, sandige, selten auch lehmige (nur wenige
Arten) Gebiete. Sie sind zu meinem Leidwesen meist sehr
schwer zu fotografieren, da sie fast den ganzen Tag in
hektischer Bewegung sind und kaum einmal für fünf
Sekunden stillhalten.
Die häufigste und wohl auch größte (Weibchen bis 24mm)
heimische Sandwespe ist
Ammophila
sabulosa, die Gemeine Sandwespe.
Sie gräbt ihre Nester, die immer nur eine Brutkammer
beherbergen, in leicht verfestigten Sandböden und
verschließt sie sorgfältig mit einem Steinchen oder
Sandbrocken, darüber scharrt sie dann Sand - so ist das
Nest so gut wie unsichtbar. Erst jetzt macht sie sich
auf die Jagd. Ihr Ziel sind Raupen, insbesondere von
Eulenfaltern. Diese, oftmals sie in Körpergröße und
Masse übertreffende Beute wird dann zu Fuß, oft über
viele Meter, zum Nest geschleppt. Wird dort abgelegt und
die Wespe legt den Nesteingang frei. Dann schlüpft sie
vorwärts in das Loch, dreht sich darin um 180 Grad und
kommt soweit wieder heraus, bis sie die gelähmte Raupe
packen und so ins Nest zerren kann. Ist die verstaut,
wird der Eingang wieder wie beschrieben verschlossen.
Pro Nest benötigt sie, je nach Größe der Raupe, nur ein
bis zwei Beutetiere.
*
Die Feldsandwespe
Ammophila campetris ist quasi die kleine
Schwester zur vorangegangenen Art. Sie wird nur bis 17mm
(Weibchen) groß. Sie kommt in den fast gleichen Biotopen
vor, ist aber anspruchsvoller und wohl dadurch auch
deutlich seltener. Die Nistweise ist weitgehend gleich,
doch die Beute eine gänzlich andere. Als einzige aus der
Gattung Ammophila macht sie nicht auf Raupen, sondern
auf Blattwespenlarven Jagd. Diese werden im Flug zum
Nest transportiert.
*
Der Fund der Heuschreckensandwespe
Sphex funerarius hier bei Hattersheim hat
mich besonders gefreut. Diese seltene, große (bis 23mm)
Art kommt nur in klimatisch besonders
begünstigen,
warmen Gebieten vor und besiedelt dort vegetationsarme,
sandige oder auch lehmige Gebiete. Etwa in den 60er
Jahren des vorigen Jahrhunderts verschwand die Art
scheinbar vollständig aus Deutschland und galt bis in
die neunziger Jahre als verschollen. Dann tauchte sie
plötzlich vereinzelt im Rhein-Main-Gebiet wieder auf und
verbreitet sich nun offensichtlich wieder entlang des
Oberrheingrabens - zumindest weiß ich von belegten
Funden aus dem Karlsruher Raum. Ihre Nester weichen
etwas von denen der Gattung Ammophila ab. Sie gräbt zwar
ebenfalls einen schräg in die Tiefe führenden Gang in
den Sandboden, doch endet der nicht in einer einzelnen
Brutkammer. Stattdessen zweigen von diesem etwa fünfzehn
Zentimeter langen Gang bis zu vier horizontale
Nestkammern ab. Wie ihr deutscher Name verrät, ist sie
auf Heuschrecken, genauer Langfühlerschrecken
spezialisiert. Pro Kammer, also pro Larve benötigt sie
bis zu vier Heuschrecken.
*
Ich hoffe, diese bescheidene Auswahl konnte Ihnen einen
kleinen Einblick in die Lebensweisen der Grabwespen
verschaffen. Da ich davon ausgehe, in den nächsten
Jahren noch weitere Gattungen und Arten fotografieren zu können,
gelingt es mir mit der Zeit sicherlich, auch einen noch
deutlicheren Überblick über die Vielfalt der
Grabwespenfamilie präsentieren zu können.