Teil
5 -
Pflanzenwespen
(Symphyta)
Allgemeines über die Gruppe
der Pflanzenwespen
Der fünfte Teil beschäftigt sich nun mit Wespen, die in
ihrer Gestalt nicht einer "klassischen" Wespe ähneln.
Sie haben keine "Wespentaille" und sind in ihrem (wenn
auch oft länglichen) Körperbau eher kompakt. Einige
Arten sind aber durchaus schwarz und gelb gezeichnet und
imitieren ihre wehrhaften Verwandten aus der Familie der
Faltenwespen (wenige, einzelne Arten ähneln auch
Hornissen) um sich vor Fressfeinden zu schützen. Man
nennt dies Mimikry. Da Pflanzenwespen keinen Wehrstachel
besitzen, bietet so eine gefährlich wirkende Färbung
einen gewissen Schutz. In ihrer Färbung sind manche
wirklich außergewöhnlich. Es gibt neben den
schwarzgelben auch leuchtend grüne, gelbe, orange,
rötliche, schwarze und blau schillernde Arten. In
Gestalt, Größe und Färbung gibt es zwischen (und auch
innerhalb) den Familien dieser Gruppe oft große
Unterschiede. Einige Arten sind richtige Riesen und
gehören zu den größten heimischen Hautflüglern. Wie bei
vielen anderen Familien der Hautflügler ist auch die
Bestimmung der etwa 800 mitteleuropäischen
Pflanzenwespenarten meist sehr schwierig bis unmöglich
(in der freien Natur oder anhand von Fotos).
*
Allen gemeinsam ist die Entwicklung ihrer Larven auf
oder in Pflanzen. Diese Larven gleichen auf den ersten
Blick Schmetterlingsraupen und werden sehr oft mit ihnen
verwechselt. Wenn man aber genauer hinschaut, erkennt
man, dass sie mehr Stummelfüßchen als diese haben und im
Gegensatz auch nur kleine, punktförmige Augen besitzen.
Die Larven der meisten Arten fressen an Blättern
verschiedenster Pflanzen (wobei Gehölzpflanzen von den
meisten Arten bevorzugt werden), manche minieren auch
(die winzigen Larven fressen innerhalb des Blattes und
hinterlassen darin Fraßgänge), einige sind dabei sehr
gesellig, andere eher Einzelgänger und manche leben auch
in seidigen Gespinsten. Es gibt aber auch Arten, deren
Larven in Holz leben und manchmal jahrelang Gänge
hindurch nagen. Verblüffend ist dabei, dass die Larven
dabei nicht das Holz fressen, sondern einen Pilz. Wegen
der Bevorzugung von Gehölzpflanzen der Mehrheit unter
den Pflanzenwespen, trifft man an Waldrändern,
Gebüschsäumen oder in Waldnähe am Häufigsten auf
Angehörige dieser Familien.
*
Auch über diese artenreiche Gruppe habe ich eher geringe
Kenntnisse und kann die einzelnen Familien deshalb auch
nur allgemein beschreiben. Hinzu kommt, dass es meist
keine oder nur spärliche Informationen über
Pflanzenwespen gibt. Beispielsweise habe ich nur in ganz
seltenen Fällen Zugang zu Informationen über die
Futterpflanzen der einzelnen Arten. Aber vorstellen muss
ich sie Ihnen. Da sie in der Natur meist allgegenwärtig
sind und natürlich auch der Vollständigkeit halber.
***
1. Die Familie der
Blattwespenartigen (Tenthredinoidea)
1.1 Echte Blattwespen (Tenthredinidae)
Das ist die artenreichste Familie in dieser Gruppe. In
ihr befinden sich die meisten Arten, die sich der
Mimikry bedienen und Faltenwespen oder andere wehrhafte
Wespenarten nachahmen. Auch die buntesten Pflanzenwespen
sind wohl zumeist in dieser Familie anzutreffen. Die
Larven der meisten Blattwespen fressen wie
Schmetterlingsraupen an Blättern verschiedener Pflanzen,
nur wenige sind Blattminierer oder fressen und reifen in
Gallen heran. Etwas überraschend ist, dass die Eier der
Blattwespen fast ausnahmslos in das Pflanzengewebe
gestochen werden - obwohl die meisten Larven ja auf den
Blättern leben. Die Mehrzahl der ausgewachsenen
Blattwespen-Arten ernährt sich von Blütennektar und
Pollen. Es gibt aber auch Räuber unter ihnen, die Jagd
auf kleinere Insekten (meist Fliegen und Mücken) machen.
*
Ich habe zwar bei meinen Touren schon ein paar
Angehörige der Echten Blattwespen fotografieren können,
doch lohnt sich eine einzelne Vorstellung dieser Arten
nicht, da ich fast zu keiner zusätzliche Angaben (z.B.
Futterpflanzen) machen kann. Um Ihnen aber einen kleinen
Einblick in die Vielfalt dieser Familie zu ermöglichen,
stelle ich einen Teil der Funde hier
vor (alle sind
hier
zu sehen).
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Athalia rosae
Rübenblattwespe
Futterpflanze: Kreuzblütengewächsen, dazu zählen auch Kulturpflanzen wie Senf, Raps oder Rüben
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Dolerus
spec.
Futterpflanze:
unbekannt |
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Tenthredo mesomela
Futterpflanze: unbekannt
Diese Art frisst als Imago auch kleinere Insekten
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Jetzt sollten Sie zumindest eine Ahnung von der Vielfalt
innerhalb dieser Familie haben.
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1.2 Buschhornblattwespen (Diprionidae)
Diese artenarme Familie habe ich leider
noch nicht gefunden und kann Ihnen
leider kein Foto präsentieren. Die
Larven dieser Familie fressen an den
Nadeln von Fichten und Kiefern (je nach
Art). Da sie in Massen Auftreten können,
sind sie gefürchtete Forstschädlinge.
*
1.3
Bürstenhornblattwespen (Argidae)
In dieser Familie gibt es unscheinbar braun, schwarz als
auch leuchtend orange gefärbte Tiere - oft haben sie
einen metallischen Glanz. Ihre Gestalt ist meist eher
plump und sie sind mehrheitlich verblüffend schlechte
Flieger. Zu den Futterpflanzen gehören Doldenblüter,
sowie Gehölze (Weiden, Birken) und Rosen (manchmal
befinden sich soviele Larven auf einer Pflanze, das
selbst der schönste Rosenstrauch in kurzer Zeit kahl
gefressen ist).
Ich habe bislang erst eine Art dieser Familie
fotografieren können:
Arge ochropus.
Ihre Larven fressen an den Blättern des
Großen und Kleinen
Wiesenknopfs (auch andere Pflanzen?)
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1.4 Keulhornblattwespen (Cimbicidae)
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Cimbex femorata? Eine noch verhältnismäßig häufige Art, die Nina da gefunden hat.
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Die Keulhornblattwespen stellen die
zweitgrößten Arten unter den
Pflanzenwespen. Sie haben fast alle
einen massigen, plumpen Körper und sind
keine geschickten Flieger. Viele Arten
sind düster, dunkel gefärbt, andere
ähneln Hornissen und wenige sind
grünlich oder bläulich - überwiegend
gemein ist ihnen ein mehr oder weniger
ausgeprägter Metallglanz. Insgesamt
finde ich diese Insekten sehr
beeindruckend und schön. Die meisten
Arten der Familie sind selten bis sehr
selten und finden sich auf der Roten
Liste der Tiere (Deutschland). Noch
beeindruckender, aber von mir leider
noch nie in der freien Natur gefunden,
sind die Larven der Keulhornblattwespen.
Manche werden bis zu fünf Zentimeter
groß und sind sehr massig! Sie fressen
frei auf Blättern von Bäumen und
Sträuchern, oft Birke (Gattung Cimbex)
und Geißblatt (Gattung Zaraea) oder auf
verschiedenen krautigen Pflanzen
(Gattung Abia). Die Larven können bei
Gefahr einen dünnen Strahl
Körper-
flüssigkeit bis zu zwanzig
Zentimeter recht zielgenau verspritzen
(Reflexbluten). Ich kann Ihnen drei
Arten mit Foto präsentieren. Diese
gehören zwar nicht zu den beeindruckensten, größten Vertretern der
Familie, vermitteln aber einen Eindruck
der vorherrschenden Gestalt (wobei Abia
nitens aber sicher zu den schönsten und
seltensten gehört).
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Es gibt noch zwei weitere Familien
unter den Blattwespenartigen (Tenthredinoidea).
Zu diesen weiß ich jedoch überhaupt
nichts, darum lasse ich sie hier weg.
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2. Die
Familie der Gespinstblattwespenartigen (Megalodontesoidea)
2.1 Gespinstblattwespen (Pamphiliidae)
Die Arten dieser Familie erscheinen durchaus attraktiv.
Es herrschen Farbkobinationen aus schwarz und gelb,
schwarz und orange sowie schwarz und rot vor. Bei
einigen Arten glänzt das Schwarz blaumetallisch. Die
Larven aus dieser Familie leben einzeln oder gesellig in
seidigen (oft völlig kotverdreckten) Gespinsten. Ein
weiterer Unterschied zu den Larven der übrigen Familien
der Gruppe besteht in den verkümmerten Füßchen (die in
den Gespinsten eher hinderlich wären). Als
Futterpflanzen dienen je nach Art Laub- oder Nadelbäume.
Besonders die auf Nadelgehölze spezialisierten Arten
gelten zum Teil als Forstschädlinge.
Ich kann Ihnen aus Mangel an Funden nur eine Art aus der
Familie zeigen - und das auch nur mit einem miserabelen
Foto...
Die Stahlblaue Kiefern-Gespinnstblattwespe (Acantholyda
erythrocephala), eine der
selteneren Arten:
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2.2 Megalodontesidae
Zu dieser Familie der Gespinstblattwespenartigen kann
ich Ihnen leider kaum Informationen liefern. Einige
Arten scheinen recht selten zu sein. Die Larven der
Megalodontesidae fressen scheinbar eher auf krautigen
Pflanzen - ebenfalls in seidigen Gespinsten. Ich kann Ihnen
aber eine
Angehörige von
ihnen mit Foto
präsentieren:
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3.
Die Familie der Halmwespenartigen
(Cephoidea)
3.1 Halmwespen (Cephidae)
Die Halmwespen gehören wieder zu einer Familie, zu der
ich nicht allzu viel weiß. Die überwiegende Zahl der
Arten haben einen länglichen Körperbau mit etwas
keuligem Hinterleib. Die Färbung ist meist schwarz mit
mehr oder weniger ausgedehnten gelben Zeichnungen. Ihre
Larven leben nicht frei auf Pflanzen sondern in ihnen.
Meist sind Gräser die Futterpflanzen und die Larven mit
ihren verkümmerten Beinen fressen in den Halmen. Da auch
Getreide zu den Gräsern gehört, wird auch dies von
manchen Arten als Futter-
pflanze ausgewählt. Bei
massenhaftem Auftreten von beispielsweise der
Getreidehalm-
wespe können ganze Felder vergilben und die
Ähren vor der Reife vertrocknen (das passiert aber wegen
des Einsatzes von Insektiziden aber seit Jahrzehnten
nicht mehr). Anders als die anderen Familien der
Pflanzenwespen, findet man die Halmwespen aufgrund ihrer
Lebensweise eher auf Wiesen und Feldern und selten am
Waldrand oder ähnlichem.
Die Getreidehalmwespe
Cephus
cf. pygmeus ist die einzige Art
dieser Familie die ich
bislang fand.
Aber die zeige
ich Ihnen
natürlich -
stellvertretend
für die anderen.
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4. Die Familie der
Holzwespenartigen (Siricoidea)
4.1 Holzwespen (Siricidae)
Eine Holzwespe habe ich leider noch nie zu Gesicht
bekommen. Unter ihnen gibt es die größten Arten der
Pflanzenwespen, sogar mit die größten Hautflügler in
Deutschland (Urocerus gigas, die Riesenholzwespe wird
bis zu vier Zentimeter groß). Besonders diese großen
Arten ähneln oft Hornissen, andere könnte man für
größere Schlupfwespen halten.
Sehr viel kann ich Ihnen leider nicht über diese Familie
mitteilen. Die Holzwespen stechen ihre Eier nicht in
Blätter oder grüne Pflanzenteile sondern in Holz (Rinde)
- meist Totholz. Die Larven nagen dann (manchmal über
Jahre) Gänge hinein. Dabei fressen sie aber nicht das
Holz, sondern einen Pilz. Sporen dieses Pilzes befinden
sich in den Weibchen dieser Familie und werden bei der
Eiablage mit in das Holz eingeimpft. Die Larven sind
ihrer Lebensweise angepasst und haben keine Beine und
völlig verkümmerte Augen. Wegen der oft langen
Entwicklungszeit der Larven kommt es vor, dass das Holz,
in dem sie wohnen z.B. in Häusern verbaut wird. Es
scheint gar nicht so selten zu sein, dass die fertige
Holzwespe schließlich in einem Haus schlüpft, durch das
Zimmer brummt und besonders die großen Arten dann den
menschlichen Bewohner mit ihrer Hornissenähnlichkeit
einen riesigen Schrecken einjagen.
*
Des weiteren gibt es wohl noch zwei weitere Familien in
der Gruppe der Pflanzenwespen, doch auch von denen weiß
ich überhaupt nichts und lasse sie deshalb weg. Sie
scheinen auch keine große Bedeutung in unserer
heimischen Fauna zu haben.
*
Ich hoffe, mein Versuch Ihnen einen kleinen Einblick in die
Welt der Pflanzenwespen zu verschaffen ist geglückt.
***
Hier
geht es zurück zum Vorwort
Hier geht es zu Teil 1 - Faltenwespen (Vespidae)
Hier geht es zu Teil 2 - Grabwespen (Sphecidae)
Hier geht es zu Teil 3 - Wegwespen (Pompilidae)
Hier geht es zu Teil 4 -
Schlupfwespen u.a. (Terebrantes)
Hier geht es zu Teil 6 - Schmarotzende Solitärwespen
(Goldwespen u.a.)
© 2008 by Andreas
Haselböck
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