Im Grunde erscheint es mir aussichtslos, in diesem
vierten Teil zu versuchen,
Ihnen mit meinem bescheidenem Wissen, die nahezu
unüberschaubare Gruppe der Terebrantes (also der
Schlupf-, Gall-, Brack- und Erzwespen) näher bringen zu wollen oder gar einen
tieferen Einblick vermitteln zu können. Die schiere Masse von
rund zehntausend Arten alleine in Mitteleuropa macht
dies eigentlich zu einem sinnlosen Unterfangen.
Andererseits begegnet man vielen Vertretern dieser Gruppe in
den wärmeren Monaten unweigerlich auf Schritt und Tritt
in der Natur - in fast jedem Biotop. Selbst, wenn man dem eigentlichen Insekt
nicht begegnet, fallen besonders die an verschiedenen
Pflanzenarten auftretenden Wucherungen, die auch bizarre
Formen haben können, in manchmal fast leuchtenden Farben
auf - dabei handelt es sich meist um von Gallwespen
verursachte Gebilde.
Zudem sind bis auf die Gallwespen alle Arten sehr
wichtige Regulatoren in der Insektenwelt. Sie sind
Parasitoide, die ihre Wirte nicht nur
schwächen, sondern töten. Es gibt kaum eine Insektenart
- oder auch Spinnenart -, die nicht von einer dieser
tausenden Arten der Schlupf-, Brack- und Erzwespen als
Wirt für seinen erwählt ist. Die überwiegende Zahl
dieser Arten wird von uns als "Nützlinge" angesehen.
*
Aus diesen Gründen versuche ich es dennoch. Ich kann
Ihnen aber nur eine allgemeine, vereinfachte Vorstellung
der Familien präsentieren - die aber hoffentlich für
einen kleinen Über- und Einblick in die Familien der
Gruppe Terebrantes ausreicht.
*
1. Die Familie der Schlupfwespen (Ichneumonidae) -
etwa 3000 Arten in Mitteleuropa
Die Schlupfwespen stellen zumeist die größten und dadurch auch
auffälligsten Vertreter dieser Wespengruppe. Gall-,
Brack- und Erzwespen sind meines Wissens nach nie größer
als vielleicht sechs bis elf Millimeter, die meisten
bleiben aber noch kleiner und da sie außerdem in der Regel auch noch völlig
unscheinbar gefärbt (oft einheitlich braun oder
schwarz) sind, nimmt man sie nur ganz selten überhaupt wahr.
Ganz anders die Schlupfwespen. Unter ihnen gibt es
richtige Riesen mit bis zu fünf Zentimetern Körpergröße
und einem fast ebenso langem Legebohrer am Hinterleib.
Auch farblich haben sie mehr zu bieten. Zwar ist der
Grundton meist schwarz, doch viele haben gelbe, rote,
orange oder weiße, oft auffallende Zeichnungen.
Vorherrschend ist aber eine schwarz-rote Färbung. Das
wichtigste Verbindungsglied aller Familien in dieser
großen Gruppe ist wohl der Legebohrer - den sie statt
eines Giftstachels haben. Den besitzen sie alle. Bei
einem Teil ist er äußerlich immer sichtbar, die anderen
können ihn in ihrem Hinterleib verbergen. Große
Schlupfwespen können ihren Legebohrer aber scheinbar
auch zur Verteidigung einsetzen. Es gibt noch eine
andere große Gruppe unter den Wespen, die einen
Legebohrer besitzen: die Pflanzenwespen (Symphyta).
Diese haben aber eine völlig andere Gestalt. Sie haben
zum Beispiel keine "Wespentaille" und wirken fast immer
etwas gedrungen, ganz entfernt an große, schlanke
Fliegen
erinnernd. Und ihr Legebohrer ist oft klein und
bei genauer Betrachtung nicht ganz rund, sondern
abgeflacht (bei der in diesem Teil vorgestellten Gruppe
ist der Legebohrer immer rund).
Wie alle Arten in der gesamten Gruppe, sind auch die
Schlupfwespen in den allermeisten Fällen nicht ohne ein
präpariertes Belegtier zu bestimmen - selbst dann haben
Spezialisten oft noch große Schwierigkeiten. Bei den
anderen Familien in der Gruppe geht da oft noch weniger
bis gar nichts. Diese häufige Unmöglichkeit einer
Artbestimmung hat mich fast immer davon abgehalten,
gefundene Schlupfwespen überhaupt zu fotografieren - da
ich ja außer einem Foto nichts zum Anbieten hätte.
Lediglich besonders auffällig gefärbte Wespen lichtete
ich ab - in der Hoffnung, dass sie einen Namen bekommen
können. Darum gibt es auf Naturspaziergang bisher auch
nur wenige Arten - von denen auch nur einige wirklich bis
zur Art bestimmt sind. Ich werde aber zukünftig alle
fotografieren, die mir vor die Linse kommen. Nur um zu
zeigen, wie zahlreich sie anzutreffen sind. Als
Nebeneffekt kann ich dann diesen vierten Teil von
"Wissenswertes über Wespen" weiter verbessern.
Da all die vielen Tausend Arten auch fast ebenso viele
Insektenarten als Wirt haben können, gibt es auch
unterschiedliche Wege, zu ihm zu gelangen. Am häufigsten
dienen Schmetterlingsraupen oder -puppen als Wirt,
gefolgt von Blattwespen-, Zweiflügler- und Käferlarven.
Einige wenige Arten nutzen Spinnen. Die Schlupfwespen
müssen also ihre Wirte in dem für ihn passenden
Lebensraum suchen. Darum sieht man Schlupfwespen nicht
nur beim Blütenbesuch, sondern oft auch hektisch durch
Gebüsche oder die Krautschicht von Wiesen umherwuseln,
denn dort befinden sich die passenden Opfer für die
Mehrheit der Schlupfwespenarten. Andere müssen ihre
Suche am Boden durchführen, mal in der Laubstreu in
Wälder oder auch auf nackter Erde - dort finden sich oft
die Larven von Zweiflüglern und Käfern. Wieder andere
brauchen eine gute "Nase". Das sind die Arten, deren
Opfer (in der Regel Käferlarven) unter der Erde oder
auch tief in Holz leben. Wird ein Opfer aufgespürt,
können die einen geradezu bequem einfach zustechen,
andere müssen sich zunächst erst mühsam zu ihm hinab
graben und wieder andere müssen ihren Legebohrer
wirklich als Bohrer einsetzen. Es grenzt schon fast an
ein Wunder, dass diese, wenn auch dann langen, so
dünnen, zerbrechlich wirkenden Legebohrer wirklich in
Holz bohren können. Aber, es geht und so sind auch
Larven von holzbewohnenden Käfern nicht sicher. Die
größte europäische Schlupfwespe - die zugleich auch auf
solche Larven spezialisiert ist - erreicht mit ihrem
Legebohrer Opfer bis in etwa knapp fünf Zentimeter Tiefe
im Holz - ich finde das beachtlich. Egal welche
Schlupfwespenart, wenn ihr Legebohrer sein Ziel erreicht
passiert im Grunde immer das Gleiche. Der Wirt wird
angestochen und durch einen dünnen Kanal im Bohrer
gleitet ein (selten mehr) Ei und gelangt so in den
Körper des Opfers.
Wenn die Schlupfwespenlarven dann in ihren Wirten
schlüpfen, beginnt etwas, dass uns Menschen sicher
grausam erscheint - doch für die Larve lebensnotwendig
ist. Die Larve frisst zunächst die Fettreserven des
Wirts, dann geht sie über zu den nicht zwangsläufig
lebenswichtigen Organen (die Lebenszeit des Wirtes ist
ja durch die Schlupfwespenlarve in ihm ja stark
verkürzt) und erst, wenn auch die verspeist sind, frisst
die nun sowieso fast ausgewachsene Larve die restlichen,
lebensnotwendigen Organe. Schließlich verpuppt sich die
Larve in oder neben der nun leer gefressenen Körperhülle
des Wirts in einem kleinen, seidigen Kokon. Die
Reihenfolge ist wichtig, denn nur ein bis zum Ende
lebender Wirt ermöglicht der Larve ihre Entwicklung bis
zur Verpuppung. Erstaunlich ist dabei wieder die völlige
Andersartigkeit des Insektenkörperbaus gegenüber höheren
Tieren oder uns Menschen (der ja eigentlich nichts
anderes als ein "höheres" Tier ist). So eine befallene
Raupe beispielsweise "lebt" (ich möchte mir nicht
vorstellen, was das dann für ein Leben ist) ja selbst
dann noch, wenn in ihrem Körper schon bis zu siebzig /
achtzig Prozent "Inhalt" (Fettreserven, Muskeln,
bestimmte Organe) weg gefressen sind und stattdessen
diese stetig wachsende Larve in ihr wohnt. Ich glaube
nicht, dass dies bei einem Säugetier möglich wäre...
Auch, wenn Schlupfwespen in der Regel nur ein
Ei in ihrem
Wirt ablegen, kommt es vor, dass mehrere Larven in ihm
parasitisieren. Das kommt daher, dass andere Weibchen
diesen Wirt ebenfalls mit einem Ei geimpft haben. In
solchen Fällen entscheidet wohl die Größe des Wirts, ob
die Parasiten in ihm zur Verpuppung gelangen, ehe der
ganze Nahrungsvorrat verbraucht ist.
Hier nun ein noch
ein Opfer von Schlupfwespen: eine Streckespinne mit aufsitzender
Schlupfwespenlarve. Den Befall wird die Spinne nicht überleben.
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Seewald / Korntal 10. April
2012
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Seewald / Korntal 10. April
2012 |
*
Das war nun mein
Versuch, Ihnen
etwas über die
Familie der
Schlupfwespen
mitzuteilen. Ich
hoffe, ich habe
mein
angestrebtes
Ziel annähernd
erreichen können
und sie fühlen
sich etwas
informiert.
Bevor ich nun
den Versuch
mache, Ihnen die
Familie der
Brackwespen
näher zu
bringen, stelle
ich Ihnen
zunächst ein paar
Schlupfwespen in
kurzen Sätzen
vor (natürlich
mit dem Link zu
dem vorhandenem
Artenportrait):
Auf einer meist sehr trockenen und eher schütter
bewachsenen Brachfläche, die auf einer Seite von einer
natürlichen Hecke und einem dahinter anschließenden
Waldstück begrenzt ist (westlich von Hattersheim), fand
ich die sehr auffallend schwarz-gelb gezeichnete, etwa
20mm große Schlupfwespe
Amblyteles armatorius -
auch als gelbe
Schlupfwespe bezeichnet. Sie sucht als Wirt für ihre
Nachkommen meist größere Raupen von Eulenfaltern.
*
Auf dem gleichen Gelände, aber auch auf der großen Wiese
am Main zwischen Okriftel und F-Sindlingen, fand ich die
Flicken-Schlupfwespe
Ichneumon sarcitorius - Überraschend sogar
beide Geschlechter. Auch sie sucht nach großen
Eulenfalterraupen und scheinbar auch nach deren Puppen.
*
Beim Rundgang um das NSG Weilbacher Kiesgruben im Mai,
sieht man in den Gebüschen dort meist zahlreiche
Sichelwespen
Therion circumflexum (eine geradezu exotisch
wirkende Art) umherwuseln - auf der Suche nach großen
Schmetterlingsraupen, die ihrem Nachwuchs als lebender
Futtervorrat dienen sollen. Ich konnte leider bisher
nicht in Erfahrung bringen, welche Raupen
(Schmetterlingsart) zu ihren Favoriten gehört.
*
Beim
Naturschutz-Erlebnistag am 16. Mai 2009 im Frankfurter Biegwald,
einem Auwald-Rest, fand ich ein Männchen dieser hübsche Art mit
dem wissenschaftlichen Namen
Pseudoplatylabus violentus. Leider konnte ich keine
Informationen über sie finden. Vielleicht wissen Sie etwas über
ihre Lebensweise?
*
Es gibt auch flügellose Schlupfwespen. Zum Beispiel aus der
Gattung Gelis. Hier ein Weibchen von
Gelis bicolor.
Sie ist ein Eiparasit bei verschiedenen Spinnenarten. Die
Weibchen stechen ein Loch durch den Kokon und legen meist nur
ein Ei darin ab. Die schlüpfende Larve frisst dann die
Spinneneier.
*
Zum Schluss noch drei "klassisch" schwarz-rot gefärbte
Schlupfwespen, die, wie könnte es auch anders bei dieser
Farbkombination sein..., nicht bestimmt werden konnten.
Von ihnen gibt es deshalb verständlicherweise auch kein
Artenportrait, sondern nur
hier auf einer Seite zusammengefasst. Ich fand die ersten beiden im Frühsommer auf der
Fensterbank und die dritte Ende August im Vogelsbergkreis am Hoherodskopf.
*
2. Die Familie der Brackwespen (Braconidae) - ca. 1500 Arten in
Europa
Die genaue Anzahl der in Europa lebenden
Brackwespenarten kann wohl niemand nennen, da immer
wieder noch neue Arten entdeckt werden. Man könnte sie
als Miniaturausgaben der Schlupfwespen bezeichnen, denn
die meisten werden nicht größer als etwa vier
Millimeter. Auch ihre Lebensweise und ihr Wirtsspektrum
ist mit der ihrer großen Verwandtschaft fast identisch.
Es
gibt unter ihnen wohl nur keine Arten, die in Holz
bohren. Das brauchen sie meist auch nicht, sie sind oft
so klein, dass sie den dort lebenden Käferlarven durch
deren Fraßgänge folgen können.
Es gibt aber dennoch ein paar Unterschiede. Unter den
Brackwespen gibt es auch Arten, die ihre Eier nicht tief
im Inneren, sondern nur knapp unter die Haut eines Wirtes legen -
diese Larven nennt man Ektoparasitoide, also
"Außenparasitoide", sie bohren sich von außen in die Haut
ein und saugen auf diese Weise den Wirt aus. Die Arten,
deren Larven außen am Wirt saugen, besitzen
zusätzlich eine Giftdrüse, die mit dem Legestachel
verbunden ist. So kann beim Einstich der Wirt
paralysiert werden und die Larven laufen nicht Gefahr,
durch Bewegungen ihres Opfers möglicherweise abgestreift zu
werden; können also in aller Seelenruhe ihr Opfer
aussaugen.
Ihre Kleinheit erlaubt es den Brackwespen meist auch, in
oder an einem Wirt gleich mehrere Eier zu platzieren. So
kann zum Beispiel eine große Kohlweißlingsraupe über
einhundert Brackwespen gleichzeitig beherbergen und ernähren.
Oder, sie erlaubt es ihnen, schon die Eier ihres Wirts
zu befallen - die Larven entwickeln aber erst dann, wenn
auch die Wirtslarve geschlüpft ist.
Die Brackwespen sind im Auge des Menschen noch bessere
Nützlinge als die Schlupfwespen. Denn in ihrem
Wirtsspektrum sind viel mehr "Schädlinge" inbegriffen
als bei den größeren Verwandten. So zählen viele Bock-,
Borken- und Rüsselkäferarten, sowie viele Forstschäden
verursachende Schmetterlingsarten zu ihren Wirten.
Wegen dieser
großen
Ähnlichkeit zu
den
Schlupfwespen
gibt es zu
dieser Familie
von meiner Seite
her nichts mehr
zu sagen. Aber
mein Wissen über
diese Familie
ist insgesamt
auch sehr
dürftig. Ich
hoffe, Sie haben
sich dennoch ein
ungefähres Bild
von ihnen machen
können, denn die
wohl wichtigsten
Merkmale konnte
ich sicherlich
benennen.
Ich fasse alle
Fotos, die mir von Brackwespen gelingen auf
dieser Seite zusammen.
*
3. Die Familie der Erzwespen (Zehrwespen) (Chalcidoidae) -
ca. 5000 Arten in Europa
Auch bei den Erzwespen gibt es keine gesicherten Angaben
über die Zahl der Arten, es können rein theoretisch auch
wesentlich mehr als diese 5000 sein - weniger auf jeden
Fall nicht.
Mein Wissen über diese Familie ist fast noch dürftiger
als das zu den Brackwespen... Aber alles, was mir
bekannt ist, teile ich Ihnen nun mit Freude mit, und
hoffe es langt, damit sie ein ungefähres Bild von diesen
Winzlingen erhalten.
Viele Erzwespen sind noch winziger, als die schon kleinen
Brackwespen. Es gibt Arten von gerade einmal 0,2mm
Größe. Für einen gezielten Flug in den doch nie ganz
ruhigen Luftmassen unserer Breiten, braucht es aber eine
gewisse Mindestgröße. Also lassen sich die Winzlinge vom
Wind treiben oder gehen komplett zu Fuß. Bei dieser
Kleinheit hilft es auch nicht, dass fast alle Arten
dieser Familie blau, grün oder auch golden (matt-)glänzen
- man übersieht sie in der Regel dennoch.
Ihr Wirtsspektrum umfasst ebenfalls fast alle
Insektengruppen (auch andere Hautflügler) und Spinnen.
Sie können, wie die Brackwespen, in einem Wirt gleich
dutzende Eier platzieren. Zusätzlich gibt es bei ihnen
das Phänomen der Polyembryonie, das heißt, in einem Ei
können mehrere Larven entstehen.
Erzwespen sind nicht nur (nützliche) Parasitoide, unter
ihnen gibt es auch Hyperparasitoide. Das bedeutet, dass
sie beispielsweise als Wirt eine Brackwespenlarve
besitzen und ihre Eier in ihr ablegen. So parasitisiert
die Erzwespe dann an einer Brackwespenlarve, die
wiederum an einer Schmetterlingsraupe parasitisiert. Sie
ist also der Parasitoid eines Parasitoiden.
Die Existenz von Erzwespen wurde mir erst 2008 wirklich
bewusst. Denn im Mai dieses Jahres fand ich eine größere
Anzahl einer Art an meinen Wildbienen-Nisthilfen. Es
handelte sich dabei um die etwa 3mm kleine Erzwespe
Monodontomerus obsoletus - und ich bin froh,
ihnen hiermit auch ein kleines Artenportrait und ein
Foto dieses Zwerges zeigen zu können. Da alle Erzwespen
in etwa so Aussehen (bis auf eventuell abweichende Farben und
Größenunterschiede), ist es sicher leichter,
sich ein Bild zu machen.
Hier noch eine auf der
Sammelseite für noch unbestimmte Erzwespen:
Chalcidoidea spec.
*
4.
Die Familie der
Gallwespen
(Cynipidae) - Artenzahl mir unbekannt
Ehrlich gesagt, habe ich bewusst noch nie eine Gallwespe
gesehen. Doch die vielgestaltigen Wohnstätten (die
Gallen) ihrer Larven begegnen mir (und Ihnen vielleicht
auch) regelmäßig. Die Arten dieser Familie sind
ebenfalls klein und völlig unscheinbar gefärbt. Ihre
Körpergestalt ist meist etwa gedrungen, wobei der
Hinterkörper bei vielen seitlich etwas zusammengedrückt
wirkt.
Im Unterschied zu den anderen Familien der Terebrantes,
entwickeln sich die Larven der
meisten Gallwespen-Arten
nicht in anderen Insekten, sondern in Pflanzen. Die, die
parasitisch leben, haben eine im Grunde gleiche Lebensweise wie
die Erzwespen. Ich beschränke mich hier deshalb auf die
Pflanzengallen bildenden Arten. Leider habe ich es in
den letzten Jahren versäumt, diese interessanten
Wucherungen fotografisch festzuhalten - aber, das werde
ich zukünftig ändern, so, dass ich hier ein paar dieser
Gebilde präsentieren kann.
*
Es ist für mich eines der vielen Wunder in der Natur,
wie die (Pflanzen-)Gallwespen für ihren Nachwuchs diese
besonderen Wohnstätten erzeugen. Die weiblichen Wespen
suchen die ihrer jeweiligen Art entsprechenden Pflanze
auf (die meisten Arten sind auf Eichen, schon weniger
auf Rosen oder Ahorn und noch weniger auf andere
Pflanzen spezialisiert) und stechen mit ihrem
Legestachel in das Pflanzengelege und legen darin ihre
Eier ab. Der Ort des Einstichs ist je nach Art und sogar
Generation verschieden. Im Grunde ist jeder Teil der
Pflanze betroffen. Es gibt Arten, die ihr Gelege in
Blätter oder Knospen, andere in Zweige oder Äste und
wieder andere in Wurzeln einbringen. Gleichzeitig mit
den Eiern werden von den Wespen spezielle chemische
Wuchsstoffe mit in das Pflanzengewebe eingebracht. Diese
Stoffe bringen die Zellen der Pflanze rund um die
Einstichstelle dazu, diese (jeweils arttypischen)
Wucherungen - Gallen genannt - zu bilden. In den Gallen
bilden sich Hohlräume, in denen die Larven vor äußeren
Einflüssen geschützt
leben. Sie ernähren sich darin vom
sie umgebenden Pflanzengewebe. Es gibt Gallen unterschiedlichster Formen, Größen und Farben. Es gibt
kleine, flache und runde von nur wenigen Millimetern,
andere haben einen Durchmesser von bis zu drei, vier
Zentimetern und erinnern an kleine Äpfel und viele
verholzen mit der Zeit. Besonders Eichen sind manchmal
geradezu übersät mit weit sichtbaren, oft rot
leuchtenden, großen, kugeligen Gallen. Geradezu bizarr
dagegen wirken die Gallen der Rosengallwespe
Diplolepis rosae - davon kann ich Ihnen links in der
Bildleiste ein Foto präsentieren.
*
Durch die arttypischen Gallen lassen sich die Gallwespen
am ehesten bestimmen, die Wespe selbst ist dagegen oft
unbestimmbar. Doch auch die Gallen können nicht immer
weiterhelfen. Das liegt insbesondere daran, dass bei
einigen Arten die Gallen der in einem Jahr auftretenden
Generationen völlig unterschiedlich geformt und sogar an
der Wirtspflanze an anderen Pflanzenteilen verursacht
werden. Es kann also ein und die selbe Art im Laufe
eines Jahres verschiedene Gallen hervorrufen. Als
Beispiel sei dazu nur die sehr häufige
Eichen-Schwammgallwespe Biorrhiza pallida erwähnt. Die
im Sommer aus schwammigen, kartoffelartigen Gallen an
den Triebspitzen von Eichen schlüpfende Generation
verpaart sich und die Weibchen graben sich danach in den
Boden zu den Wurzeln der Eiche hinab. In die sticht sie
ihre Eier ein und es entstehen knollige Wurzelgallen.
Aus ihnen schlüpft meist im Dezember - Januar eine
Wintergeneration. Deren Weibchen klettern (da flügellos)
mitten im Winter den Stamm hinauf zu den Zweigspitzen
und stechen ihrerseits ihre Eier in die Knospen der
Eiche, was diese schwammigen, kartoffelartigen Gallen
entstehen lässt, in der die Sommergeneration
heranwächst. Sie sehen, die Natur macht es uns nicht
leicht, Gallwespen zu bestimmen.
*
Weiter erschwert wird die Bestimmung von Gallen,
beziehungsweise der sie verursachenden Gallwespen,
zusätzlich durch den Umstand, dass nicht nur diese
kleinen Wespen Gallen entstehen lassen können. Denn auch
Gallmücken, Gallmilben und einige, wenige Arten aus der
Gruppe der Pflanzenwespen nutzen die gleiche Methode
für ihre Nachkommen. Außerdem kann es an Pflanzen auch
Wucherungen geben, die rein äußerlich wie Gallen
erscheinen, aber keine sind. Diese gallenähnlichen
Gebilde können von bestimmten Bakterien, Pilzen oder
auch Blattflöhen verursacht werden.
*
Auch hier hoffe ich, Ihnen einen kleinen Einblick in
diese Familie gewährt zu haben. Vielleicht schauen sie
sich bei Ihrem nächsten Spaziergang eine Eiche einmal
etwas genauer an. Vielerorts wird man da schnell fündig
in Sachen Gallen.
*
5. Die Familie der Blattlauswespen (Aphidiidae) -
Artenzahl mir unbekannt
Die Arten dieser Familie sind sehr klein (2- 3mm) und
sehen aus wie Minischlupfwespen, mit denen sie nahe
verwandt sind. Jeder Gartenbesitzer und Gärtner sollte
sie zu schätzen wissen, denn sie parasitisieren
ausschließlich in Blattläusen (es sind eigentlich alle
Arten betroffen) und können ganze Kolonien dieser
Schadinsekten in kurzer Zeit vernichten. Die Weibchen
stechen in jede Blattlaus ein Ei und die in der Laus
schlüpfende Larve frisst diese nach dem schon erwähnten
Muster von innen her auf. Je nach Art, verpuppen sich
die ausgereiften Larven in oder unter der leer
gefressenen Chitinhülle ihres Wirtes. Ohne ihre
unermüdliche Legetätigkeit in den wärmeren Monaten würde
es sicher überall zu wahren Blattlausinvasionen kommen.
Mehr ist zu diesen überaus nützlichen, kleinen Wespen
von meiner Seite aus nicht zu sagen.