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Wissenswertes über Orchideen - Teil 2:
Arten (meine Funde)
Die Juwelen unserer heimischen Flora -
Vorstellung
einzelner Arten
So, genug der trockenen
Theorie. Ich stelle Ihnen nun die von mir gefundenen
Arten noch etwas genauer vor, als dies an anderer Stelle
auf Naturspaziergang bereits geschehen ist. Das alle
Orchideen in Deutschland streng geschützt sind, habe ich
ja zu Beginn dieses Textes schon erläutert, aber hier
dennoch einmal der Hinweis: auch,
wenn sie noch so schön sind - niemals pflücken,
ausgraben oder sonst wie beschädigen!
Liste
meiner Funde - ein Klick bringt sie zur gewählten Art
auf dieser Seite:
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Anacamptis
morio (vormals Orchis morio) /
Kleines Knabenkraut /
Salep-Knabenkraut
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Anacamptis pyramidalis / Hundswurz / Spitzorchis
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Cephalanthera damasonium / Bleiches
Waldvögelein
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Cephalanthera rubra / Rotes
Waldvögelein
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Cypripedium calceolus / Gelber Frauenschuh
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Dactylorhiza fuchsii / Fuchs' Knabenkraut
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Dactyloyrhiza incarnata / Fleischfarbenes Knabenkraut
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Epipactis atrorubens / Braunrote
Stendelwurz
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Epipactis
helleborine / Breitblättrige Stendelwurz
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Gymnadenia conopsea ssp.conopsea /
Gewöhnliche Mücken-Händelwurz
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Himantoglossum hircinum /
Bocks-Riemenzunge
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Listera ovata / Großes Zweiblatt
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Neotinea
ustulata (vormals Orchis ustulata) /
Brand-Knabenkraut
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Neottia nidus-avis / Vogel-Nestwurz
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Ophrys apifera /
Bienen-Ragwurz
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Ophrys
sphegodes ssp.
araneola /
Kleine Spinnen-Ragwurz
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Ophrys holoserica / Hummel-Ragwurz
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Ophrys insectifera / Fliegen-Ragwurz
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Orchis mascula
i.e.S. / Stattliches Knabenkraut
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Orchis militaris / Helm-Knabenkraut
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Orchis purpurea / Purpur-Knabenkraut
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Platanthera bifolia / Zweiblättrige
Waldhyazinthe
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Platanthera chloranta / Grünliche
Waldhyazinthe
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Spiranthes spiralis / Herbst-Drehwurz
Aus Tunesien stammen diese:
26.
Ophrys tenthredinifera / Wespen-Ragwurz
27.
Orchis papilionacea ssp. grandiflora / Großblütiges
Schmetterlings-Knabenkraut
28.
Orchis longicornu / Langsporniges Knabenkraut
Die Links der
hervorgehobenen Artnamen am Beginn der
Kurzbeschreibungen
bringen Sie zur Artseite mit
weiteren
Informationen.
-
Anacamptis
pyramidalis, die Pyramiden-
oder
Spitzorchis (auch
Hundswurz genannt) ist
nur im Bergland auf sonnigen, trockenen Hängen zu
finden. Damit meine ich nicht nur Gebirge im engeren
Sinne (dort nur bis etwa 1900m) sondern auch (eher
süddeutsche) Mittelgebirge. In Norddeutschland fehlt
die Art völlig.
Anacamptis pyramidalis ist in Deutschland eine der
sehr seltenen Arten und wird auf der Roten Liste als
stark gefährdet aufgeführt (RL 2). Diesen Status hat
sie in den meisten der Bundesländer (auch Hessen),
in denen sie vorkommt
oder ist
eine noch
größere
Rarität (RL
1, vom
aussterben
bedroht in
Niedersachsen,
Brandenburg
und
Sachsen-Anhalt). In anderen ist sie
mittlerweile ausgestorben oder gilt zumindest als
verschollen (z. B. Thüringen,
Mecklenburg-Vorpommern), kam nie dort vor
(Schleswig-Holstein).
In NRW gibt es einen Standort an der Südseite
des Teutoburger Waldes (schriftliche Mitteilung Rolf
Mylius). Lediglich im vielerorts von der Sonne verwöhnten
Baden-Württemberg ist der Bestand
insgesamt noch etwas größer,
dort gilt sie als gefährdet (RL 3).
Sie
benötigt kalkreiche Böden und ist meist auf
Kalktrocken- und Magerrasen oder in Staudenfluren
und Säumen (Blutstorchschnabel) zu finden. Durch die
anhaltende Verbuschung dieser sensiblen Flächen, ist
eine weiter zunehmende Gefährdung der Art
wahrscheinlich. Die größten Bestände gibt es wohl
noch auf den sonnigen Hängen der Schwäbischen Alb.
Ich fand sie erstmalig in meinem Leben
aber 2008 bei
einem Ausflug mit Nina in die Karlstadter
Trockengebiete. Dort standen auf einem kleinen
Plateau des Muschelkalk etwa sieben Exemplare in
einer kleinen Gruppe - in Gemeinschaft mit
Ophrys apifera und
Epipactis atrorubens. Die größte unter ihnen
erreichte etwa 50cm.
-
Cephalanthera
damasonium, das Weiße
oder auch Bleiche Waldvögelein,
ist eine
Bewohnerin warmer, meist kalkiger Wälder und
erfreulicher Weise in einigen Bundesländern noch
vergleichsweise häufig anzutreffen.
Von
Norden her bis etwa an den Nordrand der nördlichen
Mittelgebirge fehlt Cephalanthera damasonium völlig.
In den kalkarmen, bzw. -freien Gebieten wie
Hochschwarzwald oder Bayerischer Wald ist es nur
sehr selten zu finden. Doch in anderen, warmen und
kalkhaltigen Buchenwäldern (in anderen Laub- und
Nadelwäldern ebenfalls, nur etwas seltener), an
deren Rändern und selten auch auf Kalk-Trockenrasen,
ist es eigentlich etwa von Mitte Mai bis Mitte Juni
regelmäßig zu entdecken - auch im Taunus. Der
Gefährdungsstatus für gesamt Deutschland lautet
ungefährdet. In einzelnen Bundesländern sieht es da
oft sicher auch wegen fehlender, geeigneter
Bodenverhältnisse) stellenweise etwas anders aus.
Das weiße Waldvögelein gehörte zu den ersten
Orchideen die ich in meinem Leben fand. Ich
begegnete ihm 2006 bei meinem damals ersten
Tagesausflug mit Anja auf die Schwäbische Alb
erstmalig. In den seither besuchten Kalkgebieten
(Alb am Nördlinger Ries, Main-Spessart-Region) ist
es regelmäßiger Begleiter meiner Wanderungen. Die
Blüten von Cephalanthera damasonium öffnen sich nur
bei sehr sonnigem und warmen Wetter, meist sind sie
jedoch nie ganz geöffnet. Daher ist es
wahrscheinlich, dass sich diese Orchidee regelmäßig
selbst befruchtet.
-
Cephalanthera rubra, das Rote Waldvögelein
habe ich lange gesucht und am 28. Juni 2010 endlich
gefunden. Dank einer Einladung von Eva (von ihr
stammt das wunderschöne Foto u.r.), einer Freundin
von Naturspaziergang und mittlerweile auch von mir,
auf die Schwäbische Alb im Landkreis Reutlingen
konnte ich diese wunderschöne Orchidee bestaunen.
Sie wächst auf trockenwarmen, kalkreichen Böden an
den Rändern von Buchen- oder auch Kiefernwäldern
oder auch auf Lichtungen. Das Rote Waldvögelein ist
etwas seltener als das vorangegangene Weiße
Waldvögelein. Doch gelten die Bestände in
Deutschland noch nicht als gefährdet. Dennoch steht
es schon auf den Roten Listen diverser Bundesländer
- in Hessen z.B. als "Gefährdet" (RL 3). Auch beim
Roten Waldvögelein öffnen sich die Blüten eher bei
sonnigwarmen Wetter ganz.
Das
Verbreitungsgebiet des Gelben
Frauenschuhs zieht sich wie ein breiter
werdendes Band etwa vom Harz südwärts
über Thüringer Wald, Rhön, Spessart,
Odenwald, Steigerwald, Schwäbische und
Fränkische Alb hin zum Alpenvorland. Im
westlichen Teil Deutschlands als auch im
Bayerischen Wald fehlt er dagegen fast
völlig. Insgesamt gilt er als in seinem
Bestand gefährdet (RL 3), als Beispiel
eines Bundeslandes sei nur Hessen
erwähnt. Hier gilt der Frauenschuh als
stark gefährdet (RL 2). Sein Vorkommen
in Hessen konzentriert sich vor allem
auf Gebiete des Hessischen Berglands
(z.B. Edersee, Werratal), Rhön und
Vogelsberg - im Süden auf den Odenwald.
Cypripedium calceolus ist zwar nicht an
bestimmte Höhenlagen gebunden, doch im
höheren Bergland viel weiter verbreitet
als in tieferen Lagen. Er wächst nur auf
Kalkböden und stellt hohe Ansprüche an
den Untergrund. Im halbschattigen oder
sonnigen Wäldern (Laub-, Misch- und
Nadelwald) und auf Lichtungen, gerne an
Hängen, hat er seinen
Verbreitungsschwerpunkt. in den Alpen
kommt bis in den oberen Bergwald vor - n
Gesellschaft rein alpiner Pflanzen. Ich
konnte ihn Dank Reiner 2007 erstmalig im
Spessart bestaunen. Er kennt eine gute
Stelle, an der einige, regelrechte
Büsche bildende Exemplare an einem Hang
in einem Buchenwald wachsen. Blütezeit
ist etwa von Mitte Mai bis spätestens
Anfang Juni.
Das
Fuchs' Knabenkraut gehört zu den nicht
an Kalkböden (wächst sehr häufig auch
auf sauren Böden) gebundenen Orchideen
und ist deshalb auch in vielen Gebieten
eine häufige Orchidee. Außer in Wäldern
ist sie an vielen Orten zu finden. Die
können sowohl feucht, als auch trocken
sein. Wiesen, Magerrasen, Gebüschsäume,
ja sogar Straßengräben sind ihr Zuhause.
In letzterem fand ich sie 2008 erstmalig
- in zahlreichen Exemplaren in der Rhön
bei einem Ausflug mit Nina zur Milseburg.
Ich, der Orchideen ganz allgemein immer
noch für besonders anspruchsvolle (was
bei den meisten Arten ja auch zutrifft)
Gewächse hielt, wollte damals meinen
Augen nicht trauen. Eigentlich begegnet
man dieser Orchidee besonders in der
Rhön von etwa Mitte Juni bis Mitte Juli
fast auf Schritt und Tritt. Dactylorhiza
fuchsii kommt auch nicht selten in
Gebieten des Taunus und Vordertaunus
vor. Es gibt über die Gefährdung dieser
Art keine Angaben - aber sie wird
sicherlich nicht irgendwo in ihrem
Bestand gefährdet sein. Sie kommt auch
in unserer stark genutzten und
belasteten Natur noch gut zurecht.
-
Dactylorhiza incarnata,
das
Fleischfarbene Knabenkraut - auch
Fleischfarbene Kuckucksblume genannt, ist
wesentlich seltener als die zuvor gezeigte Art.
Dennoch waren Pflanzen dieser Art die ersten
Orchideen, die ich in meinem Leben sah.
Zu
verdanken habe ich dies dem Umstand, dass die Art
auf den nahe gelegenen Mönchbruchwiesen vorkommt.
Aber für gute Fotos hat es dennoch bislang nicht
gereicht. Zum einen darf man die Wiesen dort nicht
betreten (Naturschutzgebiet) und zum anderen wächst
das Fleischfarbene Knabenkraut fast ausnahmslos in
sumpfigen, nassen Wiesen und Mooren - und ohne
Gummistiefel hat man da keine Chance. In den
Mönchbruchwiesen stehen sie zudem nicht selten in
bis zu zehn Zentimeter tiefem Wasser. Das ist der
Lebensraum dieser Orchidee: basenreiche und
stickstoffarme Nasswiesen und Flachmoore im
Flachland - in höheren Lagen ist sie noch seltener
bis fehlend. Gerade diese besonderen Biotope sind
durch weitere Trockenlegungen stark gefährdet. So
wundert es nicht, das sie in allen Bundesländern auf
der Roten Liste der bedrohten Pflanzen zu finden
ist. Wenn auch in unterschiedlichen
Gefährdungsstufen (in Baden-Württemberg z.B. RL 3,
in z.B. Thüringen RL1). Ihr Verbreitungsgebiet
erstreckt sich fast über ganz Deutschland. In Hessen
(RL 2) fehlt Dactylorhiza incarnata nördlich des
Mains weitgehend.
Ihr
starker Vanilleduft brachte ihr besonders an der
Ostseeküste den Namen Strandvanille ein, dort gibt
es in den Dünen ein isoliertes Vorkommen dieser
eigentlich in den Kalkgebieten der Mittelgebirge und
den Alpen beheimateten Orchidee. Sie wächst dort
meist auf steinigem, trockenen Hängen in sehr
lichten, sonnigen Laub-, Misch- und Kiefern-(Nadel-)wäldern. Aber auch auf Magerrasen und selbst in
Geröllhalden. Ich fand sie zusammen mit Nina 2008 in
den Karlstadter Muschelkalkgebieten zum ersten Mal.
Sie wuchs dort auf einem sonnenexponiertem Hang
(Kalkmagerrasen) in Gemeinschaft mit
Anacamptis
pyramidalis und Ophrys apifera. Sie ist in
Deutschland insgesamt gesehen nicht in ihrem Bestand
gefährdet und ist auch in vielen Bundesländern nicht
auf der Roten Liste vertreten. Zu den Ländern, wo
sie sich dennoch darauf findet, gehört auch Hessen (RL 3).
-
Epipactis
helleborine, die
Breitblättrige
Stendelwurz, ist die wohl in ganz Deutschland am
weitesten verbreitete und sicher am häufigsten zu
findende Orchidee. So wundert es nicht, dass sie die
einzige Orchidee ist, die ich im direkten
Hattersheimer Umland fand. Ihr Bestand ist in
Deutschland nicht gefährdet.
Die
Breitblättrige Stendelwurz wächst bevorzugt auf
tiefgründigen, meist basischen Böden in, bzw. am
Rand von Laub- und Mischwäldern. Doch ist sie im
Vergleich zu den meisten anderen Orchideen nicht
sehr anspruchsvoll. Bei guten Bodenverhältnissen
(trocken oder leicht feucht) kommt sie auch in
Nadelwäldern und selten sogar in älteren
Fichtenmono-
kulturen vor. Da sie halbschattige bis
schattige Standorte mag, ist das kein so großes
Problem mit den dort in der Regel schlechten
Lichtverhältnissen. Man findet sie sehr oft direkt
am Rand von Waldwegen. Die Standorte in meiner
direkten Nähe sind zum einen eine uralte, etwas
verwilderte Streuobstwiese am Waldrand (meist recht
feuchter Boden) - dort befindet sich ein recht
großer Bestand
von etwa
fünfzig
Pflanzen auf wenigen Quadrat-
metern; ein
anderer Ort ist ein ebenfalls etwas feuchtes lichtes
Laubwaldstück bei den Weilbacher Kiesgruben - dort
geht der Bestand aber kontinuierlich zurück, da ihr
Standort völlig von Brombeeren zu gerankt wird (von
den einstmals zehn bis zwölf Pflanzen ist nur noch
eine übrig); andere, sehr vereinzelte Bestände
finden sich auch bei Eddersheim - dort eher an
Gebüschsäumen. Obwohl Epipactis helleborine im Juli
oft stattliche Blütentriebe bis zu achtzig
Zentimeter Höhe treibt, wird sie aufgrund ihrer
etwas unscheinbaren Färbung oft übersehen. Die
Blüten werden oft von Wespen und Ameisen besucht.
-
Gymnadenia
conopsea ssp. conopsea, die Gewöhnliche
Mücken-Händelwurz, gehört ebenfalls zu den noch
(in ihrem Verbreitungsgebiet) eher häufiger zu
findenden Arten, ist aber weit anspruchsvoller als
die vorangegangene Epipactis helleborine.
Diese Orchidee trifft man meist auf trockenen
oder etwas
feuchten (gern etwas verbuschten) Wiesen und
sonnigen Hängen an. Sie dringt aber auch schon mal
in lichte Wälder und Moore vor. Die reichsten
Vorkommen gibt es auf kalkhaltigen Böden, doch
vereinzelt auch auf anderem Untergrund. In den Alpen
trifft man sie sogar noch bis in 2300m Höhe an. In
Deutschland ist sie noch in ihrem Bestand
ungefährdet, doch in einigen Bundesländern schon auf
den Roten Listen zu finden. Dort, wo sie vorkommt,
bildet sie oft große Bestände und ist mit ihren bis
zu siebzig Zentimeter hohen Blütenständen im Juni -
Juli weithin sichtbar. Ich fand sie 2008 erstmalig
bei einem Besuch der Karlstadter Trockengebiete.
Dort sah mancher sanfte Hang dicht rosarot
gesprenkelt aus von den unzähligen, leuchtenden
Blütenständen. Auch in der Rhön ist sie vielerorts
häufig.
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Himantoglossum
hircinum, die
Bocksriemenzunge,
bildet im Mai - Juni stattliche, meist 80cm hohe
(aber auch höher) Blütenstände mit bizarr anmutenden
Blüten. Diese wunderschönen, faszinierenden Blüten
verströmen einen überraschend, geradezu widerlichen
Geruch nach Ziegenbock.
Die Bocksriemenzunge ist eine ursprünglich im
Mittelmeerraum beheimatete Orchidee, die erst im
Zuge der Nacheiszeit nach Deutschland
einwanderte. Dennoch ist sie sehr wärmebedürftig
und sonnenhungrig geblieben. So hat sie dann
auch im Südwesten Deutschlands ihren
Verbreitungsschwerpunkt. Als Wuchsort kommen
Magerrasen, aufgelassene Weinberge, und
verbuschte Trockenrasen in Betracht. Bestände in
der Rhön sind wohl die nördlichste Grenze ihres
Vorkommens in Deutschland. In diesen
kalkhaltigen Wärmegebieten ist sie aber meist
häufig anzutreffen und ihre schon spektakulär zu
nennenden Blütenstände sind von weither
sichtbar. In Deutschland wird sie auf der Roten
Liste als gefährdet geführt (RL 3) - in Hessen
als stark gefährdet (RL 2). Ich habe diese
beeindruckenden Pflanzen zum ersten Mal, Dank
Reiner, 2007 in der Main-Spessart-Region
bestaunen können. Auch in den Karlstadter
Trockengebieten ist sie häufig anzutreffen. Ganz
so weit müssen wir aus Hattersheim und Umgebung
aber nicht fahren, um sie zu finden. Im NSG
Mainzer Sand kommt diese Orchidee vereinzelt
auch vor - doch habe ich dort noch nie so
stattliche Exemplare wie z.B. bei Karlstadt
gesehen.
-
Listera ovata,
das Große Zweiblatt, ist eine
Orchidee der wenigen anpassungsfähigen Arten.
Obwohl ihre schlanken Blütenstände bis zu
60-70cm hoch werden können, übersieht man sie
sehr leicht. Das liegt an ihrer Färbung:
Stängel, Blätter und Blüten sind völlig
einfarbig grün.
Das
Vorkommen des Großen Zweiblatt ist zwar nicht auf
Kalkböden begrenzt, doch bildet es in solchen
Gebieten meist die größeren Bestände. Zu finden ist
es meist in oft etwas feuchten Laub- und Mischwäldern,
in Gebüschen, aber auch vereinzelt auf Magerrasen
und in den Alpen zusätzlich noch auf Bergwiesen bis
in etwa 200m Höhe. Auch in Sümpfen und regelrechten
Feuchtwiesen streckt sie ihre schmalen Blütenstände
empor. Sie liebt es schattig und wächst auch noch im
tiefsten Schatten. Ihre Fähigkeit, sich in solch
vielfältigen Lebensräumen und auf so
unterschiedlichen Böden ansiedeln zu können,
ermöglicht ihr, sich in fast jeder Ecke Deutschlands
wohl zu fühlen. So ist ihr Bestand auch nicht
gefährdet. Lediglich im östlichen Teil
(Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg und
Sachsen) steht sie auf der Roten Liste und, na ja,
in Hamburg. Mir begegnet Listera ovata im Mai-Juni
regelmäßig sowohl auf der Schwäbischen Alb, dem
Spessart als auch in der Rhön
- direkt an den
Wegrändern.
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Neottia nidus-avis, die
Vogel-Nestwurz, ist eine
chlorophyllfreie (also ohne Blattgrün) Orchidee und
zeitlebens von ihrem Mykorrhizapilz abhängig. So
kann sie aber auch in den schattigsten Wäldern
wachsen.
In
warmen Kalkbuchenwälder als auch anderen
Laubmischwäldern ist sie meist recht häufig zu
entdecken - die Böden können auch nur geringfügig
kalkhaltig bis neutral sein - aber sie müssen
tiefgründig und mit einer dicken Humus(Laub)schicht
bedeckt sein. Darin wurzelt die Vogel-Nestwurz mit
ihrem Pilz. Ihr Verbreitungsgebiet in Deutschland
nimmt nach Norden in ab, werden doch auch Wälder in
jenen Gebieten immer seltener. Mir begegnet sie bei
meinen Touren im Spessart oder der Rhön im Mai-Juni
regelmäßig - oft viele Exemplare nebeneinander; auf
der Schwäbischen Alb fand ich sie jedoch noch nicht.
Aber sicher habe ich sie nur übersehen, ihre
bräunlich-ockerfarbenen Blütenstände fallen im
verrottenden Laub am Boden kaum auf - zudem erinnern
sie entfernt an Pilze. Insgesamt ist ihr Vorkommen
in Deutschland nicht gefährdet, auch, wen sie in
wenigen Bundesländern auf der Roten Liste steht.
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Ophrys apifera,
die
Bienen-Ragwurz, ist nun wieder eine sehr
anspruchsvolle und von daher auch meist sehr seltene
Orchidee. Ich habe lange nach ihr gesucht, ehe ich sie
2008 mit Nina zusammen in den Karlstadter
Trockengebieten fand.
Wir
entdeckten sie in Gemeinschaft mit
Anacamptis
pyramidalis und
Epipactis
atrorubens auf einem flachen, sonnigen Hang.
Die Bienen-Ragwurz ist sehr wärmebedürftig und hat von
daher ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Wärmegebieten
Deutschlands und dort wiederum auf kalkreichen Böden.
Der Harz bildet in etwa die Nordgrenze. Sie wächst meist
auf Magerrasen und Steppenheiden, doch auch manchmal in
lichten, sonnendurchfluteten Wäldern. Ihre
Wärmebedürftigkeit zeigt sich auch darin, dass sie
selbst in Gebieten, wo sie häufig vorkommt, bei
besonders schlechten Witterungsverhältnissen (kalter,
langer und nasser Winter und ebensolches Frühjahr) oft
nicht zu finden ist. Ophrys apifera gilt in Deutschland
als stark gefährdet (RL 2) - in Hessen als gefährdet (RL
3).
-
Ophrys
sphegodes ssp. araneola,
die Kleine Spinnen-Ragwurz, ist eine in
Deutschland nur an ganz wenigen, klimatisch sehr
begünstigten Orten in Bayern, Baden-Württemberg und
Thüringen zu finden - in den anderen Bundesländern fehlt
sie offenbar ganz.
Nina und ich hatten 2008 das große Glück und fanden
ein einzelnes Exemplar in den Karlstadter
Trockengebieten. Blütezeit ist etwa April-Mai. Die
Kleine Spinnenragwurz wächst nur auf trockenen, bis
mäßig feuchten Kalkböden. Als Standort werden warme
und sonnige Magerrasen, aufgelassene Weinberge oder
auch lichte Kiefernwälder bevorzugt. Eine so seltene
Orchidee findet sich natürlich auch auf der Roten
Liste Deutschlands, dort wird sie als stark
gefährdet eingestuft. Diesen Status hat sie auch in
zwei der Länder, in denen sie vorkommt, in Thüringen
ist sie allerdings vom Aussterben bedroht (RL 1). In
Hessen scheint es einstmals auch ein kleines
Vorkommen gegeben zu haben, dies ist allerdings
erloschen.
-
Ophrys holoserica, die
Hummel-Ragwurz, hat die gleichen Ansprüche an
ihre Standorte wie die sehr ähnliche
Bienen-Ragwurz und
kommt lediglich in Bayern, in Rheinland Pfalz, im
Saarland und Baden-Württemberg (die größten
Vorkommen in D sind wohl auf der Schwäbischen Alb)
vor.
In der Rhön gibt es offenbar vereinzelte Funde, die
dann das nördlichste Ende ihres Verbreitungsgebietes
markieren. Auch ihr Bestand gilt deutschlandweit
gesehen als stark gefährdet (RL 2). Die Bestände in
Hessen sind wohl schon lange erloschen. Ich finde
die Hummel-Ragwurz regelmäßig in den im Mai / Juni
von mir besuchten Gebieten auf der Schwäbischen Alb
in manchmal großen Beständen blühend von über 100
Exemplaren vor. Auch in der Main-Spessart-Region ist
sie an einigen Stellen zu finden.
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Ophrys insectifera,
die
Fliegen-Ragwurz, ist die verbreiteste
und häufigste der insgesamt seltenen fünf in
Deutschland vorkommenden Ragwurz-Arten. Dennoch ist
sie mir bislang nur einmal begegnet - bei einem
Besuch der Main-Spessart-Region mit Reiner. Am
Fundort wuchs sie in Gemeinschaft mit der
Bocksriemenzunge.
Leider waren am Fundtag die Lichtverhältnisse so
schlecht, dass die Fotos nicht so toll geworden
sind, wie ich es erhoffte. Die Fliegen-Ragwurz ist
nicht ganz so wärmebedürftig wie ihre Verwandten und
hat deshalb ein wesentlich größeres
Verbreitungsgebiet. Es erstreckt sich in einem
breiten Band etwa vom Nordrand des Harz über alle
Kalkgebiete bis hinunter in die Alpen (dort bis in
etwa 1800m Höhe). Sie wächst ebenfalls bevorzugt auf
Magerrasen, ist aber auch an Waldrändern und in sehr
lichten Kiefern- und Buchenwäldern zu finden -
natürlich, wie die anderen Ragwurz-Arten, nur auf
Kalkböden. In Deutschland gilt ihr Bestand als
gefährdet (RL 3), was auch auf fast alle
Bundesländer ihres Vorkommens zutrifft. Sie ist etwa
von April bis Anfang Juni blühend anzutreffen.
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Orchis mascula,
das Stattliche Knabenkraut, ist in ihren
Standortansprüchen sehr flexibel und von daher in
fast allen Teilen Deutschlands zu finden. Sie wächst
sowohl auf Kalk, als auch auf sauren Böden. Auf
Magerrasen, Wiesen (selbst auf nicht allzu intensiv
genutzten Wirtschaftswiesen), in Gebüschen und nicht
zu schattigen Wäldern. Es mag meist einen etwas
feuchten Boden.
Aufgrund seiner verhältnismäßigen Anspruchslosigkeit
ist das Stattliche Knabenkraut in seinem gesamten
heimischen Bestand noch nicht gefährdet. Doch da
selbst ihr weites Standortspektrum in vielen Fällen
vom Menschen bedroht war und ist, haben sich die
Vorkommen im Vergleich zum Anfang des 20.
Jahrhunderts fast halbiert. In einigen Bundesländern
steht sie so doch schon als gefährdete Art auf den
Roten Listen (RL 3). Obwohl ich Orchis mascula schon
häufiger fand, zum Beispiel im Sinntal oder in den
Muschelkalkgebieten bei Karlstadt (es wächst auch in
einigen Gebieten im Taunus), habe ich es bisher
versäumt, ein paar wirklich schöne Aufnahmen von ihm
zu machen. Blütezeit ist etwa von Ende April bis
Ende Mai.
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Orchis militaris,
das Helm-Knabenkraut, ist im Mai in den
Karlstatder Trockengebieten allgegenwärtig. Bei
meinem ersten Besuch dort 2007, war ich erstaunt
über die dort angetroffene Masse an Pflanzen. Es
wächst dort häufig mit Orchis purpurea zusammen.
Die
Verbreitung und Häufigkeit dieses schönen
Knabenkrauts nimmt nach Norden hin immer weiter ab,
in Norddeutschland fehlt es dann ganz (lediglich in
Mecklenburg-Vorpommern gibt es wohl noch
vereinzelte, kleinere Bestände bis fast an die
Ostseeküste). Wie die meisten Orchideen ist auch
Orchis militaris auf kalkreiche Böden angewiesen.
Dort wächst es auf mäßig feuchten bis trockenen
(gerne auch etwas verbuschten) Magerwiesen, in
Streuobstwiesen und auf Weinbergen. In niederen
Lagen auch schon mal in lichten Laub- und
Nadelwäldern. In der deutschen Roten Liste von 1996
wird das Helm-Knabenkraut als gefährdet (RL 3)
geführt, was auch auf einzelne Länderlisten
zutrifft, nur in den östlichen Landesteilen und in
Niedersachsen ist die Art gefährdeter.
Dieses
kleinste heimische Knabenkraut ist in allen
Bundesländern in seinem Bestand stark gefährdet,
oder vom Aussterben bedroht - wenn es nicht sogar
schon ausgestorben ist. Lediglich in Bayern und
Baden-Württemberg sind die Bestände noch halbwegs
stabil (RL 3). Seine Vorliebe für auch
landwirtschaftlich nutzbare Flächen ist sein
Verhängnis. Die bis Anfang des 20. Jahrhunderts
vielerorts häufige Orchidee ist dem immer weiter
ansteigendem Einsatz von Düngemitteln nicht
gewachsen und in vielen Gegenden auch heute noch
stetig auf dem Rückzug. Dabei ist sie eigentlich
prädestiniert für ein weites Verbreitungsgebiet, da
sie sowohl auf kalkhaltigen als auch schwach sauren
Böden wächst. So ist ihr Vorkommen auf trockenen,
meist eher etwas feuchten Magerwiesen auf ein Gebiet
von etwa Harz bis zu den Alpen verbreitet - sowohl
von West bis nach Ost. Die Häufigkeit nimmt dabei
von Nord nach Süd stetig zu. Ich fand es mit Nina
nördlich des Sinntales im Spessart - als kleine
Überraschung bei unserer Exkursion zu den
Schachblumenwiesen.
-
Orchis purpurea,
das Purpur-Knabenkraut, bildet oft riesige,
weithin sichtbare Blütenstände - was ihm oft zum
Verhängnis wird. Denn gewissenlose Menschen werden
davon magisch angezogen und graben (was ja
strengstens verboten ist) die prächtigen Pflanzen
aus, um sie in den eigenen Garten zu pflanzen - wo
sie dann schnell verkümmern und in zwei bis drei
Jahren absterben.
Die
beiden fast neunzig Zentimeter hohen, überaus
prächtigen Exemplare (die an günstigen Orten nicht
selten sind) auf den linken Fotos fand ich mit Nina
im Mai 2008 in den Karlstadter Trockengebieten in
der Nähe des beliebten Wanderertreffpunktes
"Edelweiß". Sie wuchsen etwa vierzig-fünfzig Meter
vom Wanderweg entfernt auf einer mageren Wiese - und
durch die Wiese zog sich schon ein ausgeprägter
Trampelpfad zu den Pflanzen. Was bei einer Blütezeit
von fast zwanzig Tagen und solch einem Anblick auch
nicht ganz verwundert. Wie unterschiedlich die
Wahrnehmung von solchen Pflanzen oder auch anderer
Orchideen ist, zeigte sich ebenfalls an den beiden.
Während wir (Nina und ich) als Bewohner einer völlig
orchideenarmen Gegend und viele andere Wanderer (aus
vielleicht ähnlichen Regionen stammende) und
naturbegeisterte (Fremde und "Einmische") fast
ehrfurchtsvoll die Pracht bewunderten, ließen andere
("Einheimische") direkt daneben mit ihren Kindern
Drachen steigen, ohne sie auch nur eines Blickes zu
würdigen und sie beinahe auch noch niedertrampelten
- weil für sie diese Pflanzen so alltäglich sind wie
für andere der Löwenzahn.
Das
Purpurknabenkraut wächst sowohl auf solchen
kalkhaltigen Magerrasen- und wiesen, als auch in
lichten Laub- und Mischwäldern mit vergleichbaren
Bodeneigenschaften, gerne in etwas halbschattigen
Bereichen. Doch wohl nur auf sonnigen Flächen werden
die Blütenstände so eindrucksvoll. Denn die Pflanze
auf den rechten Fotos stammt aus einer anderen Ecke
im Spessart und wuchs auf einer eher schattigen,
grasigen Waldlichtung - zusammen mit
Orchis militaris und
zahlreichen Hybriden.
Verbreitungsgebiete und Gefährdung vergleichbar mit
Orchis militaris.
-
Neotinea ustulata
(früher
Orchis
ustulata),
das Brand-Knabenkraut, ist gegen O. purpurea
ein regelrechter Winzling von meist nur zehn bis
dreißig Zentimetern Höhe. Dieses meist nur auf Kalk
(aber auch auf schwach sauren Böden) zu findende,
wunderschöne Knabenkraut, kommt meist nur in höheren
Lagen vor (Eifel, Schwäbische und Fränkische Alb,
Spessart, Rhön, Alpen und Alpenvorland aber auch im
Oberrheinischen Tiefland).
Als
Standort kommen in der Regel nur offene Flächen in
Frage, wie Mager-, Wald- und Bergwiesen. Es blüht
von etwa Anfang Mai bis Juni und ist dann zwischen
anderen Pflanzen auf den Wiesen nur schwer zu
entdecken. Noch dazu, ist dieses Knabenkraut eines
der seltensten in den meisten Regionen. In Bayern
und Nordrhein-Westfalen gilt die Art als gefährdet (RL
3), in Thüringen, Hessen, dem Saarland und
Baden-Württemberg schon als stark gefährdet (RL 2)
und in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz
als vom Aussterben bedroht (RL 1). In den anderen
Ländern kam es nie vor oder ist mittlerweile
ausgestorben. Ihr geht es da wie fast allen
heimischen Orchideen, die besonderen Flächen, die
sie in der Regel besiedeln, sind oft bedroht von
menschlichen Einflüssen. Ich habe diese schöne
Pflanze bei einem Ausflug mit Reiner in den Spessart
bewundern dürfen.
-
Platanthera
bifolia (ich grenze hier nicht nach
Unterarten ab), die
Weiße Waldhyazinthe, oder
auch Zweiblättrige Kuckucksorchis, ist eine
im Grunde in ganz Deutschland vorkommende Art -
wobei es auch hier dieses Süd-Nord Gefälle gibt. Mir
begegnete sie zuerst 2006 auf der Schwäbischen Alb,
dort ist sie ebenso häufig anzutreffen wie im
Spessart.
Sie
kommt sowohl im Flachland als auch bis in etwa 2200m
in den Alpen vor. Der Boden kann sowohl kalkreich
als auch etwas sauer sein und ist meist auf Mager-
und Bergwiesen, als auch an Waldrändern (da finde
ich sie meist) und in lichten Wäldern. Angeblich
soll es auch Vorkommen in Wiesenmooren geben, doch
kann ich dazu nichts sagen. Da sich Platanthera
bifolia in drei Unterarten aufspaltet (die ich
bislang vor Ort oder anhand der Fotos nicht näher
bestimmen konnte), gebe ich hier einen quasi gesamt
Gefährdungsstatus für Deutschland an: Gefährdet -
Rote Liste 3.
*
Die
von mir bei einem Ausflug mit Nina in die Rhön
entdeckten, großflächigen und reichen Vorkommen von
Platanthera auf den Matten der Langen Rhön, habe ich
aus Unkenntnis und somit irrtümlich ebenfalls für P.
bifolia gehalten und deshalb nicht
ausgiebig fotografiert.
Heute weiß ich, dass dies aber Platanthera
chlorantha, die Grünliche Waldhyazinthe, ist - eine
Art, die mir noch (neben dutzenden anderer) fehlt.
Also muss ich mir beim nächsten Besuch in der Rhön
unbedingt diese Orchideen genauer besehen und Fotos
machen! Denn
jetzt habe
ich nur dies
eine, nicht
so dolle
Foto:
-
Spiranthes
spiralis, die
Herbst-Drehwurz oder
Herbst-Wendelähre, ist eine in Deutschland
wirklich seltene und meist nur zerstreut,
kleinflächig vorkommende Art. Ihr Bestand geht wegen
der anhaltenden Zerstörung ihrer Lebensräume weiter
zurück.
Herbstwendelorchis ist eine weiterer deutscher Name
für diese kleine und sehr zierliche Orchidee. Sie
beschließt nicht nur die alphabetische Auflistung
meiner Funde, sondern auch die Blütezeit der
Orchideen. Sie ist die letzte Art, die in unserer
heimischen Flora zur Blüte gelangt. Meist Ende
August sind die ersten kleinen, etwas sonderbar
riechenden Blüten an den zerstreuten Standorten zu
entdecken und je nach Lage und Witterung geht die
Blütezeit bis Anfang Oktober. Sie wächst auf
verschiedenen Bodenarten (Kalk bis sauer), doch nur
auf Flächen mit sehr niederer, etwas spärlicher
Vegetation wie Heiden, Sandmagerrasen und
Magerwiesen, doch hauptsächlich kam (und kommt sie
oft noch) sie auf kurzrasigen Schafweiden vor. Wer,
wie ich (Dank Reiner) einmal das Glück hatte, diese
zierliche Orchidee einmal in ihrer natürlichen
Umgebung zu sehen, wird verstehen, warum sie nur an
solchen Orten vorkommen kann. Schon bei einer
"normal" hohen Grasnarbe üblicher Wiesen, würde die
Herbst-Drehwurz sofort von den sie umgebenden
Pflanzen und Gräsern unterdrückt. Doch solche
besonders kurzrasigen Pflanzengesellschaften werden
immer seltener, denn kaum noch eine geeignete Fläche
wird von Schafen beweidet. So kann zum einen der
Bewuchs höher werden und zum anderen setzt dann auch
schnell eine zunehmende Verbuschung der Flächen ein
- beides vernichtet die noch vorhandenen Bestände.
Einstmals in ganz Deutschland verbreitet und
stellenweise sogar häufig (bis etwa Anfang-Mitte des
20. Jahrhunderts), ist Spiranthes spiralis
mittlerweile in den meisten Bundesländern
ausgestorben. In Niedersachsen und Thüringen (RL 1)
droht ihr dieses Schicksal nun auch; in Hessen,
Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt gibt es derzeit
noch gesicherte Restbestände (RL 2) - in
Baden-Württemberg gibt es noch zahlreichere Fundorte
als bei den zuvor genannten Ländern, doch sind diese
oft von Zerstörung bedroht, darum auch hier: RL 2,
Bestand stark gefährdet; lediglich in Bayern,
bedingt durch die reicheren Vorkommen geeigneter
Lebensräume im Voralpenland, ist der Bestand
reichhaltiger, dennoch gilt die Herbst-Wendelähre
auch hier als gefährdet (RL 3). Meine Fotos stammen
aus dem Vogelsbergkreis.
***
Das
waren sie nun, meine bislang vierundzwanzig
gefundenen Orchideenarten. Manche noch häufig,
andere schon wahre Raritäten. Die einen klein und
unauffällig, andere unübersehbar prächtig und groß.
Ich hoffe, diese Arten reichten, um Ihnen einen
kleinen Überblick über die Vielfalt in der
heimischen Orchideenwelt zu geben und Ihnen auch die
Problematik zeigte, warum Orchideen oftmals so
selten sind und erklärte die Notwendigkeit des
Schutzes dieser wunderschönen und faszinierenden
Pflanzen. Ich habe ein paar alte Bücher über die
heimische Orchideenflora. Durch sie weiß ich
deutlich um den Rückgang der Bestände. Denn, viele
der dort beschriebenen, oftmals reichhaltigen
Standorte existieren heute nicht mehr. Sei es durch
Bebauung, durch die intensivere Landwirtschaft oder
auch deren Rückgang - beispielsweise Verbuschen und
Verwalden viele Magerrasenflächen wegen fehlender
Beweidung, bzw. ausbleibender (einjähriger) Mahd und
gehen so verloren. Doch nicht nur bewusste, hohe
Düngereintrag heutzutage vernichtet nachhaltig
potentielle Lebensräume. Die mit Abgasen aller Art
in die Atmosphäre eingebrachten Stick- und
Kohlenstoffe düngen regelrecht selbst abgelegene und
nicht bewirtschaftete Magerflächen und bedrohen so
auch noch die letzten Rückzugsgebiete der besonders
anspruchsvollen Arten.
Das
waren nur vierundzwanzig der etwa 92 in Deutschland
vorkommenden Arten und Unterarten, die zahlreichen
Hybriden nicht mitgerechnet. Einige kann ich
sicherlich noch durch Tagesausflüge entdecken, doch
viele sind dazu einfach zu weit von mir entfernt.
Besonders die reich an Orchideenarten und -beständen
Gebiete der Alpen und des Alpenvorlandes sind nur in
einem Urlaub zu besuchen. Ob ich jemals das Geld für
einen solchen haben werde, ist allerdings fraglich.
Dasselbe gilt für viele nur in Süd- (z.B.
Kaiserstuhl, weite Teile der Schwäbischen Alb), Ost-
oder Norddeutschland zu findende Arten.
Vielleicht kennen auch sie einen Orchideenstandort
in einer noch per Tagesausflug zu erreichenden
Gegend? Ich würde mich über Nennung eines solchen
riesig freuen - oder, vielleicht nehmen Sie mich ja
auch einmal mit?
Abschließend nur noch dies: jede Orchidee - ob nun
häufig oder selten, ob schon oft gesehen oder noch
nie - freut mich ungemein und lässt mich jedes mal
aufs Neue staunen. Sie auch?
***
© 2008 by Andreas
Haselböck |