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Hummeln

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01. Januar 2024 10:42


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Die sympathischen, pelzigen Hummeln

Bombus sylvarum / Wald-HummelBombus terrestris / Dunkle ErdhummelBombus pascuorum / Acker HummelBombus lapidarius / Steinhummel - MännchenBombus campestris / Feld-Kuckuckshummel - Männchen
 

Hummeln, wer kennt sie nicht. Und viele mögen diese kleinen, pummeligen Gesellen. Hummeln sind echte Sympathieträger. Dabei stellt ihre kompakte Gestalt eine perfekte Anpassung an ihren Lebensraum und ihre Lebensweise dar. Weltweit gibt es etwa 400-500 verschiedene Hummelarten, doch kommen die meisten nur in winterkalten gemäßigten Zonen der Nord- und Südhalbkugel vor. In den Tropen bevorzugen sie meist die kühleren Lagen der Hochgebirge. Es gibt sogar eine Hummelart in Kanada, die sich bis auf rund 900km an den Nordpol herantraut. Möglich machen den Hummeln diese Lebensweise in kühlen oder auch alpinen Regionen verschiedene Körpermerkmale. Da wäre zum einen der gedrungene Körper und der dichte Pelz. Dieser Körperbau (geringe Körperoberfläche in Relation zu ihrem Gewicht) bewirkt einen geringeren Wärmeverlust. Aber in ihrem Körperinneren verbirgt sich der Hauptgrund für ihre "Kälteunempfindlichkeit" - immerhin können die meisten Hummelarten schon bei rund 6° C Außentemperatur (Königinnen sogar ab etwa 2° C) schon fliegen und Nektar und Pollen suchen. Temperaturen, bei denen fast alle anderen Insekten in Kältestarre verfallen, wenn nicht sogar zugrunde gehen.

Der Brustraum einer Hummel wird fast vollständig von einer enormen Brustmuskulatur ausgefüllt. Dieser dient nicht nur dazu, die kleinen Schwergewichte mit rund 200 Flügelschlägen in der Sekunde abheben und fliegen zu lassen, nein, er produziert dabei auch eine beträchtliche Menge an Abwärme. Die Hummel kann diese Flugmuskulatur sogar von den Flügeln abkoppeln und sozusagen im Leerlauf Wärme produzieren. Das ist gerade in den kühlen Frühlingsmonaten von Bedeutung. Hummeln können in diesem Leerlauf ihre Muskulatur auf diese Weise in etwa einer Viertelstunde von etwa 6° C Körpertemperatur auf 37° C aufwärmen. Zudem verfügen sie über ein ausgeklügeltes Wärmerückgewinnungs-System, das bei Bedarf ein- bzw. ausgeschaltet werden kann. Das Blut zirkuliert auf eine Weise durch den Körper, dass kühles Blut schon leicht vorgewärmt aus dem Hinterleib zum Brustmuskel gelangt. Und dies eben angesprochene System kann bei zu starker  Sonneneinstrahlung auch eine Überhitzung der Hummel verhindern. Es läuft dann quasi "rückwärts". Dabei kann sie die überschüssige Wärme an der Unterseite ihres Hinterleibes abgeben oder auch wie eine Heizung für ihre Brut verwenden.

 

Hummeln können nicht stechen

Es ist in weit verbreiteter Irrglaube, dass Hummeln nicht stechen können. Zwar sind Hummeln wesentlich friedfertiger als Wespen oder Bienen, aber stechen können sie dennoch - zumindest die Weibchen. Doch können Hummeln nicht so leicht zustechen wie Wespen oder Bienen. Aufgrund einer anatomischen Eigenart ihres Stechapparates vermag eine Hummel nicht "einfach so" zu stechen. Sie braucht einen Widerstand um ihren kräftigen Stachel zu benutzen. Von daher klappt das meist nur in Rückenlage, da kann sie sich mit den Beinen am Gegner abstützen. Und anders als bei Honigbienen, kann die Hummel mehrmals hintereinander stechen. Der Stachel reißt nicht aus. Aber Hummeln stechen meist nur bei unmittelbarer Bedrohung ihres Nestes oder wenn man sie mit der Hand einfängt - oder drauf tritt... Doch der Stich ist für Nichtallergiker völlig ungefährlich, wenn auch sehr schmerzhaft.

 

Der Hummelstaat

Der Grundstein eines Hummelstaates beginnt mit dem Erwachen der Königinnen aus der Winterstarre. Die schon im Vorjahr begatteten Königinnen sieht man, je nach Witterung und Art schon im März auf Nahrungssuche. Sie brauchen Nektar für ihre Muskulatur, sozusagen den Treibstoff, und sie benötigen eiweiß- und vitaminreichen Pollen für die Entwicklung ihrer Eierstöcke (Ovarien). Hat sich eine Hummelkönigin ausreichend gestärkt, beginnt sie mit der Nistplatzsuche. Dies kann gut zwei Wochen dauern. Dazu fliegt sie dicht über dem Boden über Wiesen, Gräben, Böschungen oder auch Heckenrändern und inspiziert alle möglichen Stellen zur Nestanlage. Dies können, je nach Art Maulwurfs- oder Mäuselöcher sein, oder auch trockene Grasnarben, Moosflächen, dichte Krautschichten, hohle Bäume, Nistkästen, Eichhörnchennester oder sogar Gebäude. Hauptsache, es ist eine trockene, geschützte Unterkunft. Hat sie endlich etwas geeignetes gefunden, beginnt sie mit dem eigentlichen Nestbau. Dazu verwendet sie dürre Halme, Wurzeln, Moos oder sogar Federn und Tierhaare. Diese zerbeißt sie zu kleinen, handlichen Stücken und flicht daraus eine dichte Kugel. Manche Hummelarten kleiden dies filzige Nest zusätzlich mit einer Wachs- und Honigschicht aus, als zusätzlichen Schutz gegen Feuchtigkeit.

Ist das Nest dann fertig, baut die Königin aus Wachs einen so genannten Honigtopf. Dahinein kommt ein großer Vorrat Honig für Schlechtwetterperioden. Etwa in der Mitte des Nestes formt sie eine als Eiwiege bezeichnete Brutstätte. Sie besteht aus einer haltbaren Masse aus Nektar und Pollen (Bienenbrot). Darauf legt sie zwischen 8 und 16 Eier ab, darüber kommt eine luftdurchlässige Wachshaube. Jetzt verhält sich die Königin annähernd wie eine Henne auf ihrem Gelege, sie setzt ich ebenfalls auf ihre Eier und wärmt sie mit ihrem Hinterleib - dazu wird auch der schon angesprochene Leerlaufbetrieb der Flugmuskulatur verwendet. Nach etwa fünf Tagen schlüpfen die kleinen Larven und fressen sich am Bienenbrot etwa acht Tage lang rund und fett. Dann verpuppen sie sich in selbst gesponnen Seidenkokons. Etwa drei Wochen später schlüpfen die ersten Arbeiterinnen. Ab jetzt übernehmen sie die Nahrungsbeschaffung, Nesterweiterungen und Brutfürsorge. Die Königin beschränkt sich auf das Eierlegen. Erst wenn so ein Staat im laufe des Jahres seinen Höhepunkt erreicht, also eine Stärke von, je nach Art, 50 bis 600 Tieren, werden Geschlechtstiere (Drohnen und Jungköniginnen) erbrütet. Wobei zuerst die Drohnen und dann die Königinnen schlüpfen. Die männlichen Hummeln (oftmals auffällig bunt gefärbt) verlassen das Nest dadurch etwas früher und erwarten die Weibchen in einem Umkreis von etwa 40 x 90 Metern um das Nest herum. Die Paarung bei den Hummeln findet im Gegensatz zu den Honigbienen nicht im Fluge, sondern am Boden oder auf anderem festen Untergrund statt. Die Drohnen sterben einige Tage nach der Begattung, die befruchteten Weibchen hingegen schlagen sich jetzt erst richtig den Bauch voll. Sie müssen für den bevorstehenden Winter  Fettreserven anlegen und füllen ihre körpereigene Honigblase (deren Inhalt ist das Startkapital für den ersten Flug im neuen Jahr), ehe sie sich ein geeignetes Winterquartier suchen.  Die Überwinterung findet unter der Erde bzw. unter dichten Moospolstern statt. Zusätzlich zu ihrem schützenden Schlafplatz, ist die Königin durch ein selbst produziertes "Frostschutzmittel" vor grimmiger Kälte bis zu minus 19° C geschützt.

 

Schmarotzerhummeln

Unter den vielen Hummelarten gibt es auch solche, die sich nicht mit dem Bau eines eigenen Nests "abplagen" - die Schmarotzerhummeln. Sie besitzen nicht einmal Sammelvor-
richtungen für Pollen an den Hinterbeinen - nun, sie müssen ja auch nicht selbst ihre Brut versorgen. Sie dringen in andere Hummelnester ein und legen  dort ihre Eier ab. Vor der Eiablage versteckt sie sich einige Tage im fremden Nest, um den Nestgeruch anzunehmen. Da sie kein eigenes Wachs produzieren können, zerstören sie die Wachszellen der Wirtshummeln, um daraus ihre eigenen Brutzellen zu bauen. Den Hummeln in den befallenen Nestern fallen die Kuckuckslarven nicht auf und sie ziehen sie wie eigene auf. Sollte eine Schmarotzerhummel, auch treffend Kuckuckshummel genannt, doch einmal enttarnt werden, ist sie durch einen stärkeren Chitinpanzer und besser ausgestatteten  Stechapparat gut geschützt. Nur wenn das betroffene Volk schon zu groß ist, droht ihr ernste Gefahr durch die schiere Masse an Gegnerinnen.

© 2007 by Andreas Haselböck

 

 
 

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Stand: 01. Januar 2024