Hummeln, wer kennt sie nicht.
Und viele mögen diese kleinen, pummeligen Gesellen.
Hummeln sind echte Sympathieträger. Dabei stellt ihre
kompakte Gestalt eine perfekte Anpassung an ihren
Lebensraum und ihre Lebensweise dar. Weltweit gibt es etwa
400-500 verschiedene Hummelarten, doch kommen die meisten
nur in winterkalten gemäßigten Zonen der Nord- und
Südhalbkugel vor. In den Tropen bevorzugen sie meist die
kühleren Lagen der Hochgebirge. Es gibt sogar eine
Hummelart in Kanada, die sich bis auf rund 900km an den
Nordpol herantraut. Möglich machen den Hummeln diese
Lebensweise in kühlen oder auch alpinen Regionen
verschiedene Körpermerkmale. Da wäre zum einen der
gedrungene Körper und der dichte Pelz. Dieser Körperbau
(geringe Körperoberfläche in Relation zu ihrem Gewicht)
bewirkt einen geringeren Wärmeverlust. Aber in ihrem
Körperinneren verbirgt sich der Hauptgrund für ihre
"Kälteunempfindlichkeit" - immerhin können die meisten
Hummelarten schon bei rund 6° C Außentemperatur
(Königinnen sogar ab etwa 2° C) schon fliegen und
Nektar und Pollen suchen. Temperaturen, bei denen fast
alle anderen Insekten in Kältestarre verfallen, wenn
nicht sogar zugrunde gehen.
Der Brustraum einer Hummel
wird fast vollständig von einer enormen Brustmuskulatur
ausgefüllt. Dieser dient nicht nur dazu, die kleinen
Schwergewichte mit rund 200 Flügelschlägen in der
Sekunde abheben und fliegen zu lassen, nein, er
produziert dabei auch eine beträchtliche Menge an
Abwärme. Die Hummel kann diese Flugmuskulatur sogar von
den Flügeln abkoppeln und sozusagen im Leerlauf Wärme
produzieren. Das ist gerade in den kühlen
Frühlingsmonaten von Bedeutung. Hummeln können in diesem
Leerlauf ihre Muskulatur auf diese Weise in etwa einer Viertelstunde von etwa 6° C
Körpertemperatur auf 37° C aufwärmen. Zudem verfügen sie
über ein ausgeklügeltes Wärmerückgewinnungs-System, das
bei Bedarf ein- bzw. ausgeschaltet werden kann. Das
Blut zirkuliert auf eine Weise durch den Körper, dass
kühles Blut schon leicht vorgewärmt aus dem Hinterleib
zum Brustmuskel gelangt. Und dies eben angesprochene
System kann bei zu starker Sonneneinstrahlung auch
eine Überhitzung der Hummel verhindern. Es läuft dann
quasi "rückwärts". Dabei kann sie die überschüssige
Wärme an der Unterseite ihres Hinterleibes abgeben oder
auch wie eine Heizung für ihre Brut verwenden.
Hummeln können nicht
stechen
Es ist in weit verbreiteter
Irrglaube, dass Hummeln nicht stechen können. Zwar sind Hummeln wesentlich friedfertiger
als Wespen oder Bienen, aber stechen können sie dennoch
- zumindest die Weibchen. Doch können Hummeln nicht so
leicht zustechen wie Wespen oder Bienen. Aufgrund einer
anatomischen Eigenart ihres Stechapparates vermag eine
Hummel nicht "einfach so" zu stechen. Sie braucht einen
Widerstand um ihren kräftigen Stachel zu benutzen. Von
daher klappt das meist nur in Rückenlage, da kann sie
sich mit den Beinen am Gegner abstützen. Und anders als
bei Honigbienen, kann die Hummel mehrmals hintereinander
stechen. Der Stachel reißt nicht aus. Aber Hummeln
stechen meist nur bei unmittelbarer Bedrohung ihres
Nestes oder wenn man sie mit der Hand einfängt - oder
drauf tritt... Doch der Stich ist für Nichtallergiker
völlig ungefährlich, wenn auch sehr schmerzhaft.
Der Hummelstaat
Der Grundstein eines
Hummelstaates beginnt mit dem Erwachen der Königinnen
aus der Winterstarre. Die schon im Vorjahr begatteten
Königinnen sieht man, je nach Witterung und Art schon im
März auf Nahrungssuche. Sie brauchen Nektar für ihre
Muskulatur, sozusagen den Treibstoff, und sie benötigen
eiweiß- und vitaminreichen Pollen für die Entwicklung
ihrer Eierstöcke (Ovarien). Hat sich eine Hummelkönigin
ausreichend gestärkt, beginnt sie mit der Nistplatzsuche.
Dies kann gut zwei Wochen dauern. Dazu fliegt sie dicht
über dem Boden über Wiesen, Gräben, Böschungen oder auch
Heckenrändern und inspiziert alle möglichen Stellen zur
Nestanlage. Dies können, je nach Art Maulwurfs- oder
Mäuselöcher sein, oder auch trockene Grasnarben,
Moosflächen, dichte Krautschichten, hohle Bäume,
Nistkästen, Eichhörnchennester oder sogar Gebäude.
Hauptsache, es ist eine trockene, geschützte Unterkunft.
Hat sie endlich etwas geeignetes gefunden, beginnt sie
mit dem eigentlichen Nestbau. Dazu verwendet sie dürre
Halme, Wurzeln, Moos oder sogar Federn und Tierhaare.
Diese zerbeißt sie zu kleinen, handlichen Stücken und
flicht daraus eine dichte Kugel. Manche Hummelarten
kleiden dies filzige Nest zusätzlich mit einer Wachs-
und Honigschicht aus, als zusätzlichen Schutz gegen
Feuchtigkeit.
Ist das Nest dann fertig, baut
die Königin aus Wachs einen so genannten Honigtopf.
Dahinein kommt ein großer Vorrat Honig für
Schlechtwetterperioden. Etwa in der Mitte des Nestes formt
sie eine als Eiwiege bezeichnete Brutstätte. Sie besteht
aus einer haltbaren Masse aus Nektar und Pollen
(Bienenbrot). Darauf legt sie zwischen 8 und 16 Eier ab,
darüber kommt eine luftdurchlässige Wachshaube. Jetzt
verhält sich die Königin annähernd wie eine Henne auf
ihrem Gelege, sie setzt ich ebenfalls auf ihre Eier und
wärmt sie mit ihrem Hinterleib - dazu wird auch der
schon angesprochene Leerlaufbetrieb der Flugmuskulatur
verwendet. Nach etwa fünf Tagen schlüpfen die kleinen
Larven und fressen sich am Bienenbrot etwa acht Tage
lang rund und fett. Dann verpuppen sie sich in selbst
gesponnen Seidenkokons. Etwa drei Wochen später
schlüpfen die ersten Arbeiterinnen. Ab jetzt übernehmen
sie die Nahrungsbeschaffung, Nesterweiterungen und
Brutfürsorge. Die Königin beschränkt sich auf das Eierlegen. Erst wenn so ein Staat im laufe des Jahres seinen
Höhepunkt erreicht, also eine Stärke von, je nach Art, 50
bis 600 Tieren, werden Geschlechtstiere (Drohnen und
Jungköniginnen) erbrütet. Wobei zuerst die Drohnen und
dann die Königinnen schlüpfen. Die männlichen Hummeln
(oftmals auffällig bunt gefärbt) verlassen das Nest
dadurch etwas früher und erwarten die Weibchen in einem
Umkreis von etwa 40 x 90 Metern um das Nest herum. Die
Paarung bei den Hummeln findet im Gegensatz zu den
Honigbienen nicht im Fluge, sondern am Boden oder
auf anderem festen Untergrund statt. Die Drohnen sterben
einige Tage nach der Begattung, die befruchteten Weibchen
hingegen schlagen sich jetzt erst richtig den Bauch
voll. Sie müssen für den bevorstehenden Winter
Fettreserven anlegen und füllen ihre körpereigene
Honigblase (deren Inhalt ist das Startkapital für den
ersten Flug im neuen Jahr), ehe sie sich ein geeignetes
Winterquartier suchen. Die Überwinterung findet
unter der Erde bzw. unter dichten Moospolstern statt.
Zusätzlich zu ihrem schützenden Schlafplatz, ist die
Königin durch ein selbst produziertes
"Frostschutzmittel" vor grimmiger Kälte bis zu minus
19° C geschützt.
Schmarotzerhummeln
Unter den vielen Hummelarten
gibt es auch solche, die sich nicht mit dem Bau eines
eigenen Nests "abplagen" - die Schmarotzerhummeln. Sie
besitzen nicht einmal Sammelvor-
richtungen für Pollen an
den Hinterbeinen - nun, sie müssen ja auch nicht selbst
ihre Brut versorgen. Sie dringen in andere Hummelnester
ein und legen dort ihre Eier ab. Vor der Eiablage
versteckt sie sich einige Tage im fremden Nest, um den
Nestgeruch anzunehmen. Da sie kein eigenes Wachs
produzieren können, zerstören sie die Wachszellen der
Wirtshummeln, um daraus ihre eigenen Brutzellen zu
bauen. Den Hummeln in den befallenen Nestern fallen die Kuckuckslarven nicht
auf und sie ziehen sie wie eigene auf. Sollte
eine Schmarotzerhummel, auch treffend Kuckuckshummel
genannt, doch einmal enttarnt werden, ist sie durch
einen stärkeren Chitinpanzer und besser ausgestatteten
Stechapparat gut geschützt. Nur wenn das betroffene Volk
schon zu groß ist, droht ihr ernste Gefahr durch die schiere
Masse an Gegnerinnen.
© 2007 by Andreas
Haselböck