Am 30. Mai 2009
brachen Nina und ich zu einer Tour ins Nahetal auf. Ziel war das
Felsmassiv Rotenfels, eine bis rund 200m hohe und 1200m lange
Steilwand die schroff an der Nahe aufragt. Es ist ein
Naturschutzgebiet und anders als die bislang von uns bevorzugten
Kalkgebiete wie Karlstadt ein Areal mit saurem Boden.
Dementsprechend kommen andere Pflanzen- und Insektenarten vor.
Von Frankfurt aus
erreicht man den Rotenfels sehr gut und mit einer Fahrzeit von
etwa einer Stunde auch recht zügig - also ideal für einen
Ausflug. Man fährt über die A 66 nach Wiesbaden bis zum
Schiersteiner Kreuz, dort auf die A 643 Richtung Mainz/Bingen,
am Dreieck Mainz auf die A 60 Richtung Trier, dann weiter auf
der A 61 bis zur Ausfahrt 51-Bad Kreuznach, dann weiter in
Richtung Bad Münster am Stein-Ebernburg - dort angekommen suchen
Sie sich einen Parkplatz rechter Hand. Wir parkten am Ende der
Rotenfelser Straße, von dort startet ein Wanderweg hoch zum
Rotenfels. Und gleich neben unserem Parkplatz auf dem Gehweg
entdeckten wir ein Listspinnen-Weibchen (Pisaura
mirabilis), dass seinen Eikokon mit sich trug. Zunächst geht
man dann auf einen kleinen asphaltierten Weg einen Weinberg
empor und hat links einen schönen Blick auf die
Ebernburg. Rechter Hand wird er nach einer kurzen Wegstrecke
von einer Trockenmauer gesäumt auf deren Sandsteinen man die
Landkartenflechte findet. Nach insgesamt etwa 300m Strecke
zweigt (ausgeschildert "Rotenfels") ein schmaler, unbefestigter
Weg nach rechts ab. Dieser windet sich schließlich in engen
Serpentinen hinauf zum Plateau. Zumindest für diesen Abschnitt
empfehle ich dringend festes Schuhwerk. Dieser Weg führt
zunächst durch einen Laubwald mit Eichen, Buchen und Ahorn -
darunter auch eine Besonderheit des Gebietes: der Französische
Ahorn (Acer monspessulanum).
In der Krautschicht finden sich neben dem Weg unzählige
Pech-Nelken (Silene viscaria)
- die leider ebenso wie die Stinkende Nieswurz (Helleborus
foetidus) schon fast alle verblüht waren, vereinzelt
leuchteten die Blütenkerzen des Diptam (Dictamnus
albus) und auch die Frühlings-Platterbse (Lathyrus
vernus) sowie die Straußblütige Margerite (Tanacetum
corymbosum) sind zu finden. Die wunderschönen, weiß
blühenden Heckenrosen (Rosa
spec.), die insbesondere im unteren Abschnitt wachsen,
konnte ich leider noch nicht genauer bestimmen. Ein ständiger
Begleiter ist auch eine Tüpfelfarn-Art (Polypodium
vulgare agg.), die ich nicht bis zur Unterart bestimmen
konnte. Ebenfalls in der Krautschicht zu finden: die Gemeine
Strauchschrecke (Pholidoptera
griseoaptera), zu dieser Zeit allerdings nur Nymphen und ein
kleiner, leuchtend roter Käfer, der Eichenblattroller (Attelabus nitens).
Je weiter man nun nach oben kommt, desto mehr wandelt sich der
Wald. Bald dominieren Kiefern das Bild und der Waldboden wird
"nackter". Dafür sind immer häufiger blanke oder mit Flechten
bewachsene Felsen zu sehen. Darauf tummeln sich nicht selten
Springspringen der Art
Aelurillus v-insignitus.
In der Laubspreu des lichten Kiefernwaldes ist die
Waldwolfspinne (Xerolycosa nemoralis)
häufig unterwegs. In manchen Kurven der Serpentinen stehen Bänke
zum ausruhen. Meist ist an einem solchen Platz der Hang mit
einer Trockenmauer abgestützt und wenn man Glück hat, entdeckt
man auf einem der Steine eine sich sonnende Bergeidechse (Zootoca
vivipara).
Oben angekommen hat man gleich einen ersten schönen Ausblick. In
Felsspalten wächst dort oben der Ausdauernde Knäuel (Scleranthus perennis),
eine kleine, auf den ersten Blick unscheinbare Pflanze deren
Schönheit sich erst bei genauer Betrachtung erschließt. Der Weg
führt nun am Rande des Rotenfels entlang und bietet immer wieder
schöne Ausblicke ins Nahetal und in die Ferne. Mit etwas Glück
finden Sie hier oben die seltene Bindenblutzikade (Cercopis sanguinolenta)
oder den ebenfalls seltenen Prachtkäfer
Anthaxia salicis.
Da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, darf man die Wege
nicht verlassen. Was für die Pflanzen- und Tierwelt ein Segen
ist, kann für einen Naturfotografen auch schon einmal
frustrierend sein. Denn außer den seltenen Tagfaltern
Pyrgus carthami
und
Polyommatus belargus die ich fotografieren konnte, gibt es
hier noch unzählige andere Schmetterlingsarten - ebenfalls
seltene aber natürlich auch überall häufige Arten. Ähnlich sieht
es bei den Hautflüglern aus, deshalb konnte ich von der
Wollbiene
Anthidium scapulare auch kein vernünftiges Foto machen und
verzichte bis auf weiteres auf ein Artenportrait für diese Art.
Da es kein Rundweg ist, muss man am Ende des Weges angelangt,
wieder die gleiche Strecke zurück - kann aber kleine Abstecher
auf die Hochebene machen. Dauer der Wanderung etwa zweieinhalb
bis drei Stunden - wir brauchten fünf...