In Deutschland leben mittlerweile fast
ein Dutzend exotischer Vogelarten als
dauerhafte Mitglieder in unserer
heimischen Vogelwelt. Dazu zählt auch
der ursprünglich aus Teilen Afrikas und
Indiens stammende Halsbandsittich - er
wird mittlerweile als "heimisch
eingestuft. Etwa seit den sechziger
Jahren des 20. Jahrhunderts leben und
vermehren sie sich besonders in
Großstädten entlang von Rhein, Main und
Neckar. Alleine in Wiesbaden gibt es
mehr als 1200 dieser farbenprächtigen
Papageienvögel. Ich habe die große
Kolonie im Biebricher Schloßpark im Juli
2007 gezielt aufgesucht, da ich dies
"Spektakel" das diese Vögel dort
veranstalten, einmal leibhaftig erleben
wollte. Und tatsächlich, wenn man in den
Park hineinläuft, kann man sie nicht
überhören. Insbesondere in den gerade zu
fruchten beginnenden Walnussbäumen
herrschte ein lautes Gekreische. Rund
vierzig Sittiche zählte ich alleine in
einem Baum - dazu kamen noch zwei
Pärchen des Großen Alexandersittichs (Psittacula
eupatria), der ebenfalls dort lebt (in
wesentlich geringerer Individuenzahl),
aber um einiges scheuer ist, als sein
kleiner Verwandter - so gelang mir auch
kein Foto von ihm. Eifrig wurden von den
Vegetariern die noch unreifen
Fruchthüllen der Nüsse verzehrt. Dabei
musste man unter dem Baum aufpassen,
nicht ständig von ihren "Abfällen"
getroffen zu werden. Gerade die Parks,
Grünflächen und Gärten in einer Stadt
bieten den Vögeln ein großes
Nahrungsangebot. Da gibt es nicht nur
"natürliche" Futterquellen wie die
Früchte und Samen der genannten
Walnussbäume, sondern auch von
beispielsweise Ahorn, Rosskastanien,
Eschen, Platanen, Hainbuchen, Pappeln
oder Linden; dazu kommen noch die
diversen Obstbäume und Brombeeren. Zudem
können sie sich nicht nur im Winter auf
den Menschen verlassen. Viele
Parkbesucher bringen regelmäßig
Futtermischungen mit und im Winter sind
viele Menschen ja doch bestrebt, ein
immer gut gefülltes Futterhäuschen für
alle unsere Vögel aufzustellen. Somit
haben die lauten Gesellen einen
ganzjährig reich gedeckten Tisch. Der
Aufenthalt in Städten hat zudem noch
weitere Vorteile. Dort gibt es
wesentlich weniger Fressfeinde und dass
meist mildere Stadtklima ist ihnen
ebenfalls zuträglich. Wobei ihnen
trockene Kälte nichts ausmacht, nur
längeres, nasskaltes Wetter macht ihnen
zu schaffen. Auch Brutmöglichkeiten
bieten sich den Höhlenbrütern meist
genügend. Dazu dienen den Sittichen alte
Spechthöhlen, große Astlöcher aber auch
Hohlräume an Gebäuden. Sie sind aber mit
ihrem kräftigen Schnabel auch in der
Lage, sich selbst eine Höhle in einem
Baumstamm zu zimmern. Das Brutgeschäft
beginnt (anders als bei unseren
eigentlichen heimischen Vögeln), schon
zeitig im Jahr, meist schon Ende Januar
- Anfang Februar werden die drei bis
fünf Eier gelegt und bebrütet. Nach rund
23 Tagen schlüpfen die nackten und von
einigen Menschen als sehr hässlich
bezeichneten Jungen. Sie fliegen nach
rund sieben Wochen aus und sind weitere
vierzehn Tage später selbstständig.
Ob diese Exoten nun eine Bereicherung
oder eine Bedrohung für unsere heimische
Vogelwelt ist, wird sich noch zeigen.
Doch scheint der Einfluss nicht so groß
zu sein, wie man ursprünglich vielleicht
glaubte. Jedenfalls war es für mich ein
besonderes Erlebnis. |
♂
/
♀? / Schloßpark
Wiesbaden-Biebrich / Juli 2007
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