Lebensweise:
Phylloneta impressa
baut unregelmäßige Haubennetze aus wirr miteinander verwobenen
Fäden über oder zwischen die Triebspitzen frei stehender,
niedriger Pflanzen. Diese Art betreibt eine interessante, unter
Spinnen seltene Brutpflege. Etwa im Juli nach der Paarung bauen
die Weibchen ihren Eikokon und platzieren ihn in ihrem
Unterschlupf. Dieser wird, wie auch die später schlüpfenden
Jungspinnen bewacht. Der Nachwuchs verbleibt nach dem Schlupf
einige Zeit im Netz der Mutter und wird von ihr bis zur ersten
Häutung mit vorverdauter, flüssiger Nahrung par Mund-zu-Mund
Fütterung versorgt.
Da Kugelspinnen
trotz ihrer Kleinheit durchaus in der Lage sind, auch große und
selbst wehrhafte Insekten zu überwältigen, scheint ihr Gift sehr
wirkungsvoll zu sein. Mit welcher Taktik sie dabei vorgehen
konnte ich bislang zweimal dokumentieren. Hier die kleine
Story dazu von 2009 (siehe auch
Fotogalerie unten):
Zwischen den Armen einer
Opuntia imbricata 'pinky' auf meiner Fensterbank hatte im Juli 2009 eine ihr weitmaschiges, unregelmäßiges Fangnetz gebaut.
Ihren Unterschlupf hatte sie nicht sonderlich ausgebaut, sie saß einfach
unter ein paar Stacheln und wartete. Doch fing sie irgendwann an,
kleinere Beutetiere (Blattläuse, Kleine Stubenfliegen -
Fannia canicularis) direkt über ihrem Schlupfwinkel zu drapieren.
Größere Beute, wie die Fliegen auf den Fotos schmeißt sie
dagegen nach der Mahlzeit aus dem Netz - wobei ich nicht einmal glaube,
dass sie diese völlig "ausgesaugt" hatte, dafür schien mir das Entsorgen
zu schnell zu gehen (etwa nach drei bis vier Stunden).
Für mich sehr spannend waren
ihre "Kämpfe" mit großen Beutetieren. Ich fragte mich schon seit einigen
Jahren, wie diese kleinen Spinnen mit ihnen fertig werden. Sah ich doch
beispielsweise schon 4mm
Enoplognathas mit 2cm großen Hummeln als Beute. Ich nahm also
an, dass diese kleinen Spinnen ein unglaublich starkes Gift besitzen
müssten. Das kann zwar auch sein, doch konnte ich nun zweimal zuschauen,
wie eine kleine Kugelspinne mit soviel größerer Beute verfährt.
Inwiefern sich das auf andere Arten der Theridiidae übertragen lässt,
kann ich natürlich nicht sagen.
Am 06. Juli 2009 verfing sich
eine etwa 8mm große Graphomyia maculata (Echte Fliegen - Muscidae) in ihrem
Netz. Offensichtlich war die kleine Spinne sehr hungrig, denn sie kam
blitzschnell hervorgeschossen und noch bevor sich die Fliege mit wildem
Gezappel wieder befreien konnte hatte die Spinne ihr mit offensichtlich
sehr klebrigen Fäden (man sah richtig kleine Klebetröpfchen an den
Fäden) einen Flügel im Netz festgeklebt - es sah aus, als würden diese
Fäden geradezu verspritzt, so blitzartig kamen die hervor -, biss für
etwa drei Sekunden in eine äußere Flügelader und zog sich danach schnell
wieder zurück. Der Kleber hielt bombenfest. So sehr die Fliege auch
surrte und zappelte - es gab kein entrinnen. Als nach etwa zehn Minuten
die Fliege etwas ruhiger (erschöpfter?) wurde, kam die Spinne langsam
wieder näher an hier Opfer heran. Dann klebte sie mit wieder solch
Klebetröpfchen übersäten Fäden zusätzlich drei Beine fest. Worauf die
Fliege wieder unbändig zappelte - doch hielt die zusätzliche "Fesselung"
sie nun etwas ruhiger im Netz. Dies nutzte nun die Spinne um nun für
etwa fünf Sekunden in eines der festgeklebten Beine zu beißen und zog
sich dann wieder zurück. Die Beute zappelte wild weiter und es dauerte
wieder etwa zehn Minuten bis die Spinne sich wieder näher traute. Die
Fliege war zwar immer noch aktiv, doch nicht mehr so energisch. So
konnte die Spinne sie nun weiter mit Spinnseide einwickeln und biss ihr
dann längere Zeit (etwa fünfzehn Sekunden) in den Hinterkopf. Dann zog
sie sich wieder zurück, doch diesmal nur für vielleicht zwei Minuten.
Sie betastete die Fliege und da die sich nunmehr nur noch unmerklich
rührte, wickelte sie sie noch etwas mehr ein und zerrte sie anschließend
zu ihrem Unterschlupf um endlich mit ihrer Mahlzeit zu beginnen.
Am 09. Juli 2009, also nur
drei Tage später verfing sich eine 10-11mm große Calliphoridae (Lucilia
spec.?) in ihren Fangmaschen. Auch hier war die Spinne in Sekunden bei
der Beute und wieder kamen diese extrem klebrigen Fäden zum Einsatz.
Diesmal waren die Beine des Opfers ihr am nächsten, also "spritzte" sie
die Fäden darüber, was diese umgehend fixierte und biss kurz in eines
dieser Beine. Dann lief alles etwa gleich ab wie die Tage zuvor, sie zog
sich zurück, die Beute zappelt; rund Zwanzig Minuten später (also nach
fast doppelt so langer Wartezeit wie bei der Fliege zuvor) kommt sie
wieder, verklebt nun einen Flügel, beißt anschließend in eine Flügelader
und zieht sich wieder zurück; usw. bis sie die Beute schließlich zu
ihrem Unterschlupf zerrt und mit ihrer Mahlzeit beginnt. Auffallend war
allerdings, dass der Kampf der Fliege einige Minuten länger dauerte. Bei
der Muscidae waren es etwa knapp 25 Minuten bis die Spinne ihre Mahlzeit
beginnen konnte, bei dieser Calliphoridae dauerte es fast vierzig
Minuten.
Für mich sehr verblüffend war,
dass diese Schmeißfliege etwa nach zwanzig Minuten Todeskampf im Netz
(sie war bis dahin erst einmal gebissen worden) begann, Eier abzusetzen
- immerhin 17 Stück -, sie unterbrach das auch nicht, als
zwischenzeitlich die Spinne wieder auftauchte, ihr einen Flügel
verklebte und ein zweites Mal zubiss . Diese Eier verfingen sich im Netz
und noch verblüffender war, dass die Spinne einen Teil dieser Eier ein
paar Tage später einspann und ebenfalls verzehrte.
Da es also doch sehr lange
dauert, bis solch große Beute völlig gelähmt ist, kann das Gift wohl
doch nicht so stark sein, wie ich vermutete. Weiß dazu jemand näheres?
Gefährdung und Schutz: Nicht gefährdet / Nicht unter Schutz gestellt