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| Familie:
Trichterspinnen -
Agelenidae
/
Ordnung:
Webspinnen - Araneae Größe (ohne Beine): ♂ etwa 10-15mm / ♀ etwa 12-19mmBesondere Merkmale:
Braune Spinne mit dunkler Zeichnung;
ausgewachsene Tiere fallen insbesondere durch ihre Größe
auf, rechnet man die Beine mit, erreichen sie durchaus
"Spannweiten" von 70-80mm; es gibt noch weitere, sehr
ähnliche Eratigena- und Tegenaria-Arten, die meisten bleiben kleiner
oder bewohnen andere Habitate. Die selteneren T. gigantea und
T. saeva,
die ebenfalls in Häusern auftauchen können, lassen sich in der Regel nur nach
Genitalmerkmalen unterscheiden (welche bei dem hier
gezeigten Exemplar zu 99% auf E. atrica deutet).
Wo zu finden:
Meist wird man diese Spinne
in Wohnungen, Kellern oder ähnlichem zu Gesicht
bekommen, daneben aber auch in trockenwarmen Gebüschen,
Wäldern, Geröllhalden oder auch auf Brachen.
Wann zu finden:
Erwachsene Weibchen zumindest in Gebäuden ganzjährig; die reifen
Männchen streifen etwa ab Juli bis Oktober umher.
Anmerkungen:
Wurde 2008 zur "Spinne des Jahres" gekürt. | mehr Fotos unten
Fundort:
♂
/ in meiner Küche / Hattersheim
Datum: 04. August 2009
|
Lebensweise:
Insbesondere ausgewachsene Exemplare der
Großen Winkelspinne jagen sicherlich nicht nur ausgewiesenen
Spinnenphobikern einen gehörigen Schrecken ein, wenn man ihrer
ansichtig wird. Es ist nicht selten, dass man mit ihnen in der
gleichen Wohnung lebt, ohne sie trotz ihrer Größe einmal zu
sehen. Das liegt zum einen an ihrer Nachtaktivität und zum
anderen an ihrer Vorliebe für dunkle, verborgene Plätze für ihr
Trichternetz. Das legt sie meist hinter Schränken, unter Spülen
oder in altem Gerümpel (z.B. im Keller oder auf dem Dachboden)
an. In nicht zu hellen Garagen fand ich sie aber auch schon in
Fensterecken.
Die Weibchen von Eratigena
atrica verlassen solch ein Netz in der Regel
nur dann, wenn sie an diesem Ort zuwenig Beute machen, dann
schleicht sie nachts umher auf der Suche nach einem besseren
Platz oder auch lohnender Beute. Anders die reifen Männchen. Die
streifen etwa ab Juli jede Nacht umher und legen dabei nicht
selten vergleichsweise große Strecken zurück. Zweck ist
natürlich die Suche nach einem Weibchen. Findet es eines, das
paarungsbereit ist, geht die Paarung überraschend friedlich
einher. Aber wehe, sie ist nicht in "Stimmung", dann muss das
Männchen um sein Leben fürchten. Während der ein paar Stunden
dauernden Begattung (mit Pausen) hat das Männchen nichts von
seiner größeren Partnerin zu befürchten.
Es ist also nicht sonderlich verwunderlich, dass man meist
Männchen zu Gesicht bekommt. Die verirren sich nicht selten in
Waschbecken, Spülen oder Badewannen, aus denen sie aus eigener
Kraft nicht mehr herauskommen.
Solch eine "Hausspinne" hätte das Zeug zu einem echten Haustier.
Sie können bis zu sieben Jahre alt werden - also in etwa wie ein
Hauskaninchen... Zudem macht es sich auch noch nützlich und
vertilgt allerlei Insekten, die womöglich sonst uns lästig
werden könnten.
Trotz ihres gefährlichen Aussehens und ihrer Größe sind die
Großen Winkelspinnen harmlose Gesellen. Wie fast alle heimischen
Spinnen ist auch sie ein Fluchttier (und zwar ein verdammt
schnelles!) und würde nur als letzte
Konsequenz, wenn sie keinen Ausweg sieht, zum "Angriff"
übergehen. Doch selbst dann hätten Sie nichts zu befürchten, sie
ist nicht wirklich giftig. Zudem ist auch unklar, ob sie mit
ihren Kiefern überhaupt die menschliche Haut durchdringen kann.
Das wird sicherlich nur an empfindlichen Stellen mit dünner Haut
(z.B. die Handgelenksunterseiten) möglich sein. Sollte es ihr
tatsächlich gelingen, einen Menschen richtig zu beißen, dürfte
die Folge höchstens ein kleiner, leichter Schmerz und eine
kleine Schwellung/Rötung an der Bissstelle von einigen Minuten
sein.
Das echt riesige Männchen auf den Fotos aus meiner Küche wurde
nach der Fotosession übrigens sanft nach draußen befördert.
Gefährdung und Schutz: Nicht gefährdet / Nicht unter Schutz gestellt
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